MOSKAUER RÜCKBLICKE - ERLEBNISSE RUND UM DEN 9. MAI 2025
In dieser Radioreise bietet Ihnen Alexander Tauscher Moskauer Rückblicke. Freuen Sie sich auf eine außergewöhnliche Sendung mit vielen Erlebnissen, die für kaum einen Westeuropäer so möglich sind. Es sind Gespräche und Momente in der größten Stadt Europas, die Anfang Mai 2025 aufgezeichnet worden. Anlass ist der 80. Jahrestag des Sieges der Alliierten über den Hitlerfaschismus und damit das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges. Mit uns sitzen Sie auf der Tribüne der Mai-Parade am Roten Platz. Die Abgeordnete der Moskauer Duma, Natalia Metlina, beschreibt uns detailliert den Verlauf dieser Zeremonie, der voller Geschichte und damit ein großer Rückblick ist. Wir treffen einen 102-jährigen Veteranen des Zweiten Weltkrieges in seiner kleinen Wohnung in Moskau und sprechen mit einer 97-Jährigen über ihr Leben während des Krieges in Wolgograd. Ein Mitglied der lutherisch-evangelischen Gemeinde in Russland zeigt uns die Kathedrale St. Peter und Paul und spricht über den Kampf gegen das Böse in diesen Zeiten. Das bringt uns natürlich dazu, über den schrecklichen Krieg in der Ukraine zu sprechen. Ihn können wir in dieser Reisesendung nur streifen und hoffen auf endlich bessere Zeiten. In diesem Sinne - hoffentlich bald wieder von allen für alle: From Russia with Love!
In dieser Radioreise besuchen wir eine Stadt, die tief im Herzen von Alexander Tauscher sitzt, die ihm in den vergangenen Jahren aber auch tiefe Schmerzen bereitet hatte. Aus Moskau stammt seine 2010 verstorbene Mutter, hierher reiste er faktisch seit dem ersten Lebensjahr.
Seit vielen Jahren ist auch das Radioreise-Mikrofon im Gepäck. Aber zum ersten Mal hatte die Radioreise die Ehre, die große Parade am 9. Mai von der Ehrentribüne aus zu verfolgen...
...wenn auch lediglich bei der Generalprobe.
Die Sendung steht also im Zeichen des 80. Jahrestages des Sieges der Allierten über den Hitlerfaschismus.
Leider liefen die Feierlichkeiten immer noch in einer Zeit, in der Russland gegen die Ukraine kämpfte.
Den Krieg in der Ukraine werden wir in dieser Radioreise nicht ausklammern, aber nicht in den Mittelpunkt stellen. Wir blicken tiefer zurück in der Geschichte auf die erste Militär-Parade, die am 24. Juni 1945, wenige Wochen nach Kriegsende, in Moskau über die Bühne ging.
Über die historischen Ausrüstungen, Kleidungen, über die Musik und die Dramturgie dieser Parade erzählt uns im Radioreise-Podcast Natalia Metlina. Sie ist Journalist und Kommunalpolitikerin in Moskau. In vielen Sendungen und Reportagen, in unzähligen persönlichen Gesprächen und natürlich auch aus der eigenen Familiengeschichte hatte sie sich mit diesem Kapitel ausführlich beschäftigt. Sie ist die Cousine von Alexander Tauscher.
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Wenige Wochen, nachdem die Wehrmacht kapitulierte hatte und der schreckliche Zweite Weltkrieg beendet wurde, feierte die damalige Sowjetunion den Sieg über den Hitler-Faschismus. Schließlich hatte sie mit weit mehr als 20 Millionen Toten die größten Opfer im Kampf gegen Nazi-Deutschland erbracht. Der Tag des Sieges ist seitdem der wichtigste Feiertag der Sowjetunion, selbstredend heute in Russland. Damals, im Juni 1945, zogen 40.000 Soldaten in 1850 Militärfahrzeugen rund zwei Stunden lang über den Roten Platz in Moskau. Es war die größte Militärparade in der Geschichte der Sowjetunion. Seit 1990 findet diese Parade jedes Jahr am 9. Mai statt. Lediglich das Corona-Virus war im Jahr 2020 stärker als die Armee.
Alles läuft nach Takt, alles nach Plan. Niemand soll bei so einer Parade aus der Reihe tanzen. Seitdem auch Moskau Ziel ukrainischer Drohnen war, wurde das mobile Internet, insbesondere die Navigation in der Stadt immer wieder gedrosselt. Rund um den 9. Mai 2025 wurde das mobile Internet sogar zeitweise ganz abgestellt, um den Drohnen den Weg zu erschweren, berichtet Alexander Tauscher.
Für solche eine Millionen-Metropole, in der fast jeder mit dem Smartphone herumläuft, waren die zeitweiligen Abschaltungen des Internets recht ungewohnte Einschränkungen. Es zeigte zugleich, dass der Krieg nicht abstrakt irgendwo in der Ferne läuft, sondern indirekt auch die russische Hauptstadt treffen kann.
Im Jahr 2024 waren deutlich mehr Staats- und Regierungs-Chefs zur Mai-Parade auf dem Roten Platz gekommen als in den beiden Vorjahren. Jedoch waren dies meist Länder, die Russland politisch näher stehen oder im Ukraine-Krieg eine neutrale Position einnehmen. Außer der Slowakei waren daher keine westlichen Staatsoberhäupter angereist. Jeden Staatsgast, der in Moskau auf der Ehrentribüne saß, sieht man aus offizieller Sicht als Beleg dafür, dass Russland nicht isoliert ist.
Der Name „Rote Platz“ ist nicht auf die Kennfarbe des Kommunismus zurückzuführen. Auf Russisch heißt der Platz „Krasnaja Ploschtschad“, was ursprünglich „schöner Platz“ bedeutet. Denn im heutigen Sprachgebrauch wird das Wort „krasny“ in der Regel als „rot“ übersetzt.
Der Spasski-Turm – auf deutsch – Erlöserturm mit seinem riesigen Sowjetstern ist der imposanteste und bedeutendste aller Wachtürme des Moskauer Kremls. Die riesige Uhr besteht heute aus vier Zifferblättern auf jeder Turmseite und das Uhrwerk erstreckt sich über drei Stockwerke.
Die große Militärparade auf dem Roten Platz beleuchtet die Radioreisen in den ersten vier Etappen. Anschließen stehen die Menschen im Mittelpunkt.
Als Alexander Tauscher, damals noch mit meiner Mutter, am 9. Mai 1985 in Moskau war, trafe er viele Veteranen des Zweiten Weltkrieges in der Stadt. Sie feierten diesen Jahrestag teilweise sogar noch tanzend. Viele saßen auf den Bänken und wurden von den Menschen gefeiert. 40 Jahre später sieht man natürlich nur noch wenige dieser Veteranen und Menschen, die aus den Kriegszeiten erzählen können. Ludmilla Alexejewna trafen wir am Rande einer Festveranstaltung im Moskauer Südwesten.
Natalia Metlina ist ehrenamtlich in der Kommunalpolitik aktiv. Als parteilose Abgeordnete hatte sie es bei den Wahlen zur Moskauer Duma zum zweiten Mal geschafft, in ihrem Wahlkreis die meisten Stimmen zu bekommen. Der 9. Mai ist für sie seit Jahren ein Tag, an dem sie von einem Termin zum nächsten jagt – von einem Gedenken zum nächsten.
Sie besuchte zunächst ein Altersheim und sprach dort vor vielen Menschen, die den Zweiten Weltkrieg selbst noch erlebt hatten.
Anschließend sprach sie vor Bewohntern ihres Wahlkreises an den Konkover Teichen.
Später besuchte sie einen der noch lebenden Veteranen des Zweiten Weltkrieges. Victor Iwanowitsch Silitzki ist 102 Jahre alt.
Er hatte im Zweiten Weltkrieg an vielen Fronten gegen die Faschisten gekämpft. Im Radioreise-Interview findet er liebevolle, wertschätzende Worte über das heutige Deutschland.
Ob er nochmal nach Deutschland kommen wollte, fragte die Radioreise den Veteranen. Ja, er würde gerne nochmal die Orte besuchen, in denen er zu DDR-Zeiten stationiert war: Bernau, Eberswalde, Fürstenwalde und natürlich Berlin. Natalia Metline fügte scherzhaft hinzu: "Wenn Sie nach Berlin kommen, denkt man dort, die Russen marschieren wieder ein." In diesen Zeit ist dies aus westlicher Sicht wohl nicht nur ein Scherz.
Die Angst, dass Moskaus Truppen vor unseren Grenzen stehen werden, ist in den EU-Staaten nicht gering, aus Moskauer Sicht völliger Unsinn.
Dagegen befürchtet Russland einen Angriff der NATO auf sein Land. Im Westen wird das widerum als völliger Unsinn bezeichnet.
An einem sonnigen Mai-Nachmittag schlenderten wir durch einen sehr alten, toll restaurierten Stadtbezirk von Moskau.
Unser Spaziergang begann an den Chistye Prudy, übersetzt "Die Sauberen Teiche" im Basmanny-Bezirk am Boulevard-Ring.
Der Boulevard reicht vom Turgenjewskaja-Platz mit seiner Metro-Station...
und dem Sretenski-Boulevard bis zur Pokrowka-Straße.
Die Teiche entstanden durch einen Damm am Fluss Ratschka, der im 17. Jahrhundert unter den Mauern der Stadt hindurchflos.
Im 17. Jahrhundert hatten die Bewohner ihren Abfall in den Fluss geworfen. Als Fürst Meschnikow die Teiche kaufte, ließ er sie vom Müll reinigen und ihnen ihren heutigen Namen geben.
Zwischen diesen Teichen und dem Fluss Moskwa-Fluss glänzt die Stadt mit kleinen Zwiebeltürmen und herausgeputzten Fassaden.
Zwischen kleinen Cafes, winzigen Parks, Spiel-Parcours und romantischen Gassen liegt die jüdische Synagoge und die Kathedrale St. Peter und Paul.
Diese lutherische Kirche mit deutscher Tradition war bis zum Jahr 2022 die Hauptkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland und Predigtstätte ihres Erzbischofs. Ihre Geschichte reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Über das heutige Kirchenleben sprach ich mit Jespiskop Iwan Laptew.
Mit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine Ende Februar 2022 wurde ein Sanktionspaket nach dem anderen gegen Russland verhängt. Als eine der ersten Strafen hatte die Europäische Union den Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt. Zeitgleich reagierte Russland und schloss den Himmel für Maschinen aus der EU. Seitdem ist der Flug nach Moskau noch über Drehkreuze außerhalb der EU möglich. Profiteure sind in erster Linie türkische Fluggesellschaften. So zahlt man heute den zum Teil vierfachen Preis eines früheren Direktfluges. Vor dem Krieg war ich nach knapp drei Flugstunden in Moskau. Heute ist es eine Tagesreise beim Umstieg in Istanbul.
Und das ist noch die schnellste Option, verglichen mit Flügen über Jerewan, Baku oder Tiflis. Daher sieht man seit 2022 kaum noch westeuropäische Touristen in Moskau. Umso überraschter und erfreuter war ich, auf dem Roten Platz Tim und Andrey getroffen zu haben.
Mit Andrey und Tim sprachen wir über das pulsierende und vibrierende Moskau.
Wir sprachen über eine Millionenmetropole, die all die Sanktionspakete scheinbar schadlos übersteht.
Die Auslagen der Geschäfte sind prall gefüllt. Die allermeisten westlichen Brands sind nach wie vor erhältlich. So sah es in einem Supermarkt abends um 23 Uhr aus, denn viele von ihnen haben rund um die Uhr geöffnet.
Diese Fisch-, Käse- und Wurstauswahl zeigt sich in jedem noch so kleinen Geschäft.
Dort, wo sich zum Beispiel Autobauer aus dem Westen sich zurückgezogen hatten, haben die Chinesen übernommen. Der Krieg in der Ukraine ist nur ein paar hundert Kilometer entfernt. Aber in Moskau kann man ihn fast ausblenden.
Moskau erlebt einen gigantischen Bauboom. Nur wenige Kilometer vom Kreml entfernt wurde eine ganze Stadt in der Stadt aus dem Boden gestampft - "Moscow City".
Auf insgesamt 2,5 Millionen Quadratmetern wird an immer neuen Büros, Hotels und Luxusappartements gebaut.
Innerhalb von zehn Jahren wurden mehr Metrostationen gebaut als im halben Jahrhundert davor. Wobei natürlich die prächtigsten Metro-Stationen die sind, die in der Stalin-Zeit entstanden. Aus heutiger Sicht besonders nostalgisch wirkt die Kiewer Metrostation, die in den Mosaiken die russisch-ukrainische Freundschaft thematisiert.
Erinnert wird beispielsweise an die Befreiung der Stadt Kiew vom Hitlerfaschismus durch die Sowjetarmee.
Elektrobusse prägen längst das Stadtbild in Moskau. Elektroschiffe auf der Moskwa werden als öffentliche Verkehrsmittel angeboten. Für Touristen zu empfehlen ist eine Panorama-Fahrt durch das Zentrum der Stadt.
Der Flusshafen im Norden der Stadt, von dem die Schiffe auch zu Touren in Richtung Wolga oder St. Petersburg starten, ist inzwischen wieder prächtig restauriert.
An den Flusshafen schließt sich ein Park an.
Das waren die Impressionen aus Moskau zu den Mai-Feiertagen 2025.
Zum Jahreswechsel 2024-2025 beobachteten wir diese Moskauer Perspektiven.
https://www.radioreise.de/2025/01/moskauer-perspektiven-begegnungen-in.html
Zu den Mai-Feiertagen 2024 erlebten wir diese Moskauer Momente.
https://www.radioreise.de/2024/05/moskauer-momente-gesprache-und.html
Zum Jahresweswechsel 2023-2024 spiegelten wir diese Moskauer Ansichten.
https://www.radioreise.de/2024/01/moskauer-ansichten-begegnungen-in-der.html
Und zum Jahreswechsel 2022-2023 sammelten wir diese Moskauer Notizen.
https://www.radioreise.de/2023/01/moskauer-notizen-persoenliche-begegnungen-zur-jahreswende-2022-2023.html
Zu den Mai-Feiertagen entstand auch diese Reportage aus der russischen Provinz.
https://www.radioreise.de/2025/05/russia-inside-unterwegs-in-russland-von.html
Aus den Zeiten vor dem Ukraine-Krieg haben wir diese Sendungen im Angebot.
https://www.radioreise.de/2020/05/moscow-highlights-das-sollte-man-in-moskau-gesehen-haben.html
https://www.radioreise.de/2019/08/moskowiter-spannende-menschen-in-der-russischen-hauptstadt.html
https://www.radioreise.de/2018/12/moskau-eine-zeitreise.html
https://www.radioreise.de/2018/12/nostalgiereise-moskau.html
https://www.radioreise.de/2016/11/inside-moscow.html
https://www.radioreise.de/2019/10/moskauer-szene-vips-aus-politik-und-show.html
https://www.radioreise.de/2022/01/russischer-winter-mit-heissen-gruessen-von-vaterchen-frost.html
Wir haben aus Russland mehr als nur Moskau im Angebot.
https://www.radioreise.de/2016/12/russisches-karelien.html
https://www.radioreise.de/2017/09/kaukasus-die-besteigung-des-elbrus.html
Wir hoffen, dass die nächste Reise nach Moskau in einer dann endlich friedvollen Zeit verläuft. Auf ein Wiedersehen in Russland!