MANSFELD - SÜDHARZ: AUF DEN SPUREN DES BAUERNKRIEGES UND VON MARTIN LUTHER ZWISCHEN STOLBERG UND EISLEBEN
In dieser Radioreise nimmt Sie Alexander Tauscher mit auf eine Tour durch Sachsen-Anhalt. Wir sind unterwegs auf den Spuren großer Herren und wichtiger Ereignisse. Martin Luther und Thomas Müntzer spielen die Hauptrollen auf den Spuren des Bauernkrieges vor 500 Jahren. Diese Radioreise führt von Mansfeld in den Südharz. Sie streft die Lutherstatdt Eisleben und macht eine lange Rast in der Gemeinde Stolberg am Eingang zum Harz. Claudia Hacker, die Leiterin der Tourist-Information, spricht über die großen Söhne der Stadt und die malerischen Fachwerkhäuser. Sie gibt Tipps für Ausflüge vom Brocken bis zum Kyffhäuser, vom Josephskreuz bis Sangerhausen. Ortsbürgermeister Frank Siebering empfiehlt einen Besuch im Museum Alte Münze. Dort erklärt Gesine Kulow, wie gerade Kinder und Jugendliche selbst einmal beim Münzprägen Hand anlegen können. Von Stolberg aus reisen wir ostwärts ins Manfelder Land und legen eine Station am Schloss Mansfeld ein. Volker Schmidt, Leiter der Jugendbildungsstelle im Schloss, lebt in diesem historischen Gemäuer. Wir sprechen mit ihm über die Bedeutung des Bauernkrieges und seinen Verlauf hier in der Region. Nebenbei erzählt er von seinem Hobby Hörfunk. Denn in regelmäßigen Abstanden liest er bei Radio hbw in Aschersleben das Wort zum Tage. An das Wirken des Reformators Martin Luther erinnert Maria Moos, Mitarbeiterin in den Luthermuseen der Lutherstadt Eisleben. Auch Eisenbahnromantiker kommen in dieser Sendung auf ihre Kosten. Wir starten am Bahnhof Benndorf – Klostermannsfeld mit der historischen Mansfelder Bergwerksbahn zu einer Fahrt bis nach Kupferkammerhütte bei Hettstedt und schauen dabei auf die markanten Kegel in der Landschaft. Toni Modesti vom Verein Mansfelder Bergwerksbahn e. V. erklärt uns, wie die Bahn früher das Leben der Bergarbeiter erleichtert hatte. Uwe Gajowski, Pressesprecher des Landeskreis Mansfeld-Südharz, zeigt uns am Ende der Radioreise noch zwei besondere Orte im Mansfelder Land: Im Kloster Helfta sehen wir Nonnen beim Mittagsgebet und am Süßen See erleben wir die entspannte Seite dieser Region. Er spricht von Mitteldeutschland als Wiege der Menschheit. Viel Spaß bei dieser Reise durch das Bundesland, in dem man modern denkt.
Die erste Etappe ist die "Thomas Müntzer Stadt Stolberg" im Harz, eine historische Europastadt, bekannt für ihre prächtigen Fachwerkhäuser. Inzwischen ist Stolberg Teil einer riesigen Gemeinde namens Südharz, die bis an die Füße des Kyffhäuser reicht.
Stolberg ist einer der ältesten Orte im Südharz und erhielt bereits vor rund 800 Jahren das Stadtrecht.
Heute wird Stolberg wegen seiner historischen Fassaden vor der Kulisse der Berge oft als "Perle des Südharzes" bezeichnet.
Am Südrand des Harzes liegt die Gemeinde Stolberg, die stolz auf einen sehr bekannten Sohn ist: Thomas Müntzer.
Er gilt als einer der Anführer des Bauernkrieges vor rund 500 Jahren.
Auch Gräfin Juliana von Stolberg, die Mutter von Wilhelm von Oranien stammt von hier. Sie ist die Ahnenfrau des niederländischen Königshauses.
Und nicht zuletzt Martin Luther: Er predigte in der Stadtkirche St. Martini und verglich von einem Berg aus betrachtet Stolberg mit einem Vogel, der die Flügel ausbreitet.
Seinen Blick von damals kann man heute noch nachvollziehen.
Stolberg hat seine Romantik seitdem durchaus bewahrt, weil es zum Glück zu DDR-Zeiten nicht verfallen ist, im Gegensatz zu vielen anderen Orten, erklärt uns Claudia Hacker im Radioreise-Interview. Sie leitet die Tourist-Information von Stolberg.
In vier engen Tälern schmiegt sich Stolbergs zusammenhängendes Ensemble aus nahezu 400 Fachwerkhäusern. Dieses einmalige kulturelle Erbe brachte der Stadt als erste in Deutschland die Auszeichnung „Historische Europastadt“.
Wir trafen am Wegesrand einen Bewohner der Fachwerkhäuser. Herr Martin erzählt uns, wie er zu DDR-Zeiten diese Wohnung erwarb und sie selbst restaurierte.
Stolberg liegt in einer Bilderbuchlandschaft eingebettet, umgeben von Buchen und Mischwäldern. Eines der Wahrzeichen dieses Luftkurortes im Südharz ist das prachtvolle Rathaus aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Das Gebäude auf drei Etagen, dass auch als Kaufhaus und Schule genutzt wurde, hat bis heute keinen Innen-Treppe. Die kuriose Architektur besteht darin, dass man nur über eine Außentreppe hoch- oder hinabsteigen kann.
Dieses Treppenproblem hat man im benachbarten Museum „Alte Münze“ nicht, dass sich ebenfalls in einem historischen Gebäude befindet. Gesine Kulow von der Tourist-Info betreut Besucher im Museum.
Gesine spricht darüber, dass Stolberg während Martin Luthers Reformation Schauplatz einiger Aufstände war. Später wurde es wichtiger Sitz des Konsistoriums der lutherischen Kirche. Stolberg ist außerdem Station der Deutschen Fachwerkstraße.
Vom Rathaus führt eine Treppe zur Stadt- und Kulturkirche St. Martin, in der auch Luther predigte. Seit drei Jahrhunderten erklingt im Kirchenschiff zu besonderen Anlässen und Konzerten die historische Barockorgel. Ein paar weitere Treppen herauf liegt das Schloss.
Juliana von Stolberg und Wernigerode verbrachte die ersten 13 Jahre ihres Lebens in der gräflichen Schlossanlage.
Zu den ältesten Fachwerkhäusern Stolbergs gehört das 1470 erbaute Kleine Bürgerhaus. Darin findet man noch Mobiliar und Hausrat aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, erklärt uns Ortsbürgermeister Frank Siebering.
Vom Südharz aus machen wir uns nun auf den Weg ins Mansfelder Land.
Aus dieser Landschaft ragt neben den Kegel der einstigen Bergwerke ein Burgberg heraus. Das Schloss Mansfeld steht auf den Ruinen dreier Schlösser der Mansfelder Grafen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone fiel das Schloss dem Land Sachsen-Anhalt zu. Ein Jahr später bereits wurde die evangelischen Kirche als „Luther-Traditionsstätte“ vom Land kostenlos für die Nutzung durch das Evangelische Jungmännerwerk, heute Christlicher Verein Junger Menschen, übergeben.
Bei der von der SED angetriebenen Hetze gegen die „Illegale Organisation Junge Gemeinde" wurde das Schloss enteignet und an die so genannten Freie Deutsche Jugend übergeben. Doch weniger später nach dem Kurswechsel in der DDR-Regierung wurde die Anlage 1953 an die Evangelische Kirche übergeben. Weit nach Wende, im Jahr 1997, wurde der Förderverein Schloss Mansfeld e. V. zum Erhalt des Schlosses Mansfeld gegründet, erzählt uns Volker Schmidt, Leiter der Jugendbildungsstelle im Schloss Mansfeld.
Volker, der übrigens bei Radio hbw in Aschersleben gelegentlich das "Wort zum Tage" spricht, lebt fast im Schloss, wobei er sich selbst nicht gerne als Schlossherr bezeichnet.
Im Radioreise-Interview erzählt er von der Christlichen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte im Schloss.
Außerdem beschreibt er den Ausblick von der Anlage.
Sie reicht bis zu den ersten Ausläufern des Harzes.
Inzwischen gibt es für das Schloss Mansfeld auch einen digitalen Rundgang. Eine App ermöglicht jedem das Gelände und die 800 Jahre alte Geschichte zu erleben. Darin werden akustische Führungen für Erwachsene, Kinder und in leichter Sprache angeboten, begleitet von Texten und Bildern.
Nach dem Besuch im Schloss Mansfeld drehen wir die Uhren gedanklich um gut 500 Jahre zurück. 80 Prozent der deutschen Menschen waren damals Bauern. Viele lebten als leibeigene Untertanen des Adels und der Kirche. Ohne die Erlaubnis ihrer Herren durften sie weder den Wohnsitz wechseln noch heiraten, wen sie wollten. Als der Reformator Martin Luther 1520 seine Schrift „Von der Freyheith eines Christenmenschen“ veröffentlichte, bezogen viele Bauern diese Worte auf ihr eigenes Schicksal.
Luther hatte das gar nicht gemeint. Die Bauern gingen auf die Barrikaden und ihnen schlossen sich teilweise auch Handwerker aus den Städten an. Einige Adelige verhandelten zunächst, doch im Hintergrund zogen sie das Militär zusammen und schlugen den Aufstand brutal nieder.
So erreichen wir die Lutherstadt Eisleben und widmen uns dem großen Sohn der Stadt, der vor einem halben Jahrtausend Europa einen großen Schub nach vorne gab. Martin Luther, der Reformator, der in Wittenberg seine Thesen anschlug, wurde in Eisleben geboren und starb in dieser Stadt.
Auf dem Marktplatz der Lutherstadt Eisleben erhebt sich das Lutherdenkmal, das einen der wichtigsten Momente im Leben des Reformators darstellt: Selbstbewusst zerreißt er die Bannbulle des Papstes.
Unter dem Dach der LutherMuseen kommen fünf Museen an drei Standorten zusammen: Luthers Geburts- und Sterbehaus in Eisleben, Luthers Elternhaus in Mansfeld sowie das Luther- und das Melanchthonhaus in Wittenberg.
Wir besuchen in dieser Radioreise Luthers Sterbehaus in Eisleben. Maria Moos von den Luthermuseen in Eisleben stellt aber klar, dass Luther nicht in diesem Haus starb. Den ganzen Hintergrund hören Sie in unserem Podcast.
Obwohl die Familie nur zeitweise in Eisleben wohnte, ist Luthers Leben auch über das Geburts- und Sterbedatum hinaus eng mit der Stadt verknüpft.
Wahrzeichen der Stadt ist die Petrikirche aus dem 15. Jahrhundert, unter deren Turmgewölbe Martin Luther getauft wurde.
Zu Ehren des größten Sohnes der Stadt führt Eisleben seit 1946 den Beinamen „Lutherstadt“.
Nur ein paar Kilometer von der Lutherstadt entfernt stoßen wir auf die Industriegeschichte dieser Region.
Wir haben uns am Bahnhof Benndorf – Klostermannsfeld ein paar historische Eisenbahnfahrscheine für eine historische Fahrt auf der Mansfelder Bergwerksbahn gekauft.
Im Mansfelder Land lässt sich Industriegeschichte mit Eisenbahn-Romantik verbinden. Ende des 19. Jahrhunderts fuhr erstmals zwischen der Kupferkammerhütte bei Hettstedt und den Glückhilf-Schächten bei Welfesholz auf zunächst fünf Kilometern die Mansfelder Bergwerksbahn. Sie sie war damals eine schnelle Verbindung zwischen den Schächten und Hütten.
Neben Kupfer wurden auch Kohle, Hüttenkoks oder Baumaterien transportiert.
Fast 100 Kilometer war das Schienen-Netz in der größten Ausdehnung lang. Der Verein „Mansfelder Bergwerksbahn“ betreibt heute auf etwa 11 Kilometern eine Schmalspurbahn – und bietet damit eine Zeitreise an.
Der Verein Mansfelder Bergwerksbahn e.V. betreibt heute ehrenamtlich Deutschlands älteste betriebsfähige Schmalspurbahn.
Gäste erfahren an Bord auf Nachfrage viel über das Mansfelder Land mit seiner durch 800 Jahre Bergbau geprägten Kulturlandschaft. Wir sprachen mit Hobby-Eisenbahner Toni Modesti.
Der Verein bietet neben den regulären Fahrten, die immer samstags um 14.45 Uhr am Bahnhof Benndorf-Klostermansfeld starten, auch Themenfahrten an. So kann solch ein Zug beispielsweise von einem Unternehmen gemietet werden.
Für Steffen Katte aus Aschersleben, der hauptberuflich bei der Deutschen Bahn wichtige Schalter betätigt, war diese Reise in der Holzklasse eine Premiere. Steffen fährt bisher vor allem auf den Strecken der Harzer Schmalspurbahnen.
Diese historische Bahn kann vom Comfort her mit keinem Intercity oder ICE mithalten. Doch sie hat der heutigen Generation etwas ganz Wichtiges voraus: sie fährt pünktlich und zuverlässig.
Die historische Bahnfahrt war zugleich ein wunderbares Treffen mit den lieben Kollegen und Freunden des Lokalradios in Aschersleben: Mathias Marx und Clemens Kral sowie Radioreise-Stammhörer Steffen Katte waren dabei.
Vor den Toren der Lutherstadt Eisleben liegt das Kloster Helfta, dass vor rund 500 Jahren im Bauernkrieg zerstört wurde. Erst 1999 konnten hier wieder Zisterzienserinnen einziehen.
Am Ende der Radioreise unternehmen wir einen Abstecher zu einem Gewässer, dass den schmackhaften Namen "Süßer See"trägt. Er ist das größte natürliche Strandgewässer im Landkreis Mansfeld-Südharz, erklärt uns Pressesprecher Uwe Gajowski im Radioreise-Podcast.
Wie betonte Uwe so schön: Mitteldeutschland ist die Wiege der Menschheit.
Die Geschichte des Bergbaus, die Geschichte des Bauernkriegs, Martin Luther und Thomas Müntzer – das waren die Stichworte dieser Tour. Sachsen-Anhalt hat noch viel mehr zu bieten, als wir in dieser Radioreise bieten konnten. Von Stolberg geht es mit uns auf die Urlaubsverlängerung auf den Brocken.
https://www.radioreise.de/2017/06/harz-mit-der-schmalspurbahn-von.html
Von dort aus hätten wir eine ganze Sendung aus Wernigerode im Angebot.
https://www.radioreise.de/2025/02/wernigerode-die-bunte-stadt-im-harz-am.html
Gleich um die Ecke liegt Quedlinburg.
https://www.radioreise.de/2024/03/quedlinburg-unesco-welterbe-und-uber.html
Im Süden des Bundeslandes hätten wir Erlebnisse rund um Naumburg zum Nachhören.
https://www.radioreise.de/2019/08/saale-unstrut-garten-schlosser-wein.html
Und ganz im Norden eine Sendung aus Dessau.
https://www.radioreise.de/2019/07/weimar-dessau-die-bauhaus-reise.html
Im Angebot der Radioreise finden sich zwei Sendungen aus Magdburg...
https://www.radioreise.de/2020/03/magdeburg-die-ottostadt-uberraschend-anders.html
https://www.radioreise.de/2022/11/magdeburg-citylights-leuchtende-und-erhellende-orte-in-der-ottostadt.html
...und eine aus Halle.
https://www.radioreise.de/2024/02/halle-der-saale-geschichten-aus-der.html
Auf ein Wiedersehen in Sachsen-Anhalt!