VOGTLAND - WO DIE NATUR ZUR SINFONIE WIRD

 

In dieser Radioreise nimmt Sie Alexander Tauscher mit ins sächsische Vogtland. Musik und Handwerk verbindet diese Tour. Die bewegende Geschichte eines besonderen Tages öffnet die Reise. Wir treffen einen Mann, der im Herbst 1989 mutig gegen die Herrscher standhielt. Ein Geigenbauer erzählt uns, dass eines seiner Instrumente von Peter Maffay benutzt wird. Und wir treffen einen Dirigiten, der am Taktstock stärker schwitzt als ein Athlet im Fitness-Studio. Es geht um heilsames Wasser und um den besonderen vogtländischen Dialekt. Viel Spaß im Südwestzipfel Sachsens!

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Zu Beginn der Radioreise drehen wir unsere Uhren zurück auf den Wendeherbst in der damaligen DDR.
Am 7. Oktober 1989 erlebte die Friedliche Revolution in Plauen ihren Auftakt. Hier ist es zur ersten Großdemonstration in der DDR gekommen, die von den Sicherheitskräften nicht mehr aufgelöst werden konnte. Bis zu 20.000 friedliche Demonstranten, mehr als ein Viertel der damaligen Einwohner Plauens, standen im Zentrum der Vogtland-Metropole einem massiven Aufgebot von Polizei und Kampfgruppen gegenüber.


Die teils bewaffnete DDR-Staatsmacht versuchte mit Wasserwerfern und einem Hubschrauber erfolglos, die Kundgebung zu beenden. Die Feuerwehr soll mit Wasserwerfern anrücken. Einer widersetzt sich diesem Befehl: Gerold Kny ist damals Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr. 


Die Menschen in Plauen unterscheiden in ihrer Wut nicht zwischen Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr. Gerold Kny, damals Leiter der Freiwilligen Feuerwehr in Plauen, verfasst mit seinen Feuerwehrmännern einen Brief an den Rat der Stadt Plauen. Darin steht, dass sich die Freiwillige Feuerwehr den brutalen Einsatz von Gewalt "aufs Schärfste" verurteilt. Das Motto: „Feuerwehr für das Volk: Ja! Wasserwerfer gegen das Volk: Nein! Nie wieder!“ Damit haben die Feuerwehrleute die Plauener wieder hinter sich. Diese Geschichte erzählt uns der Plauener vor dem Wendedenkmal im Herzen der Vogtlandmetropole.

Der Name Vogtland rührt von Vögten her, einst Stellvertreter der Feudalherren. Sie standen an der Spitze von Verwaltungen und sprachen Recht. Viele Denkmäler weisen noch heute Spuren aus der Zeit der Vögte auf. Daher auch das Wort „Vogtland“. Einem anderen Begriff, der eng mit dem Vogtland verbunden ist, gehen wir in der nächsten Etappe der Radioreise auf den Grund: „Plauener Spitze“.
Damit sind wir bei der langen Tradition der Stickereien im Vogtland. Sie reicht bis an den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück, als glatte Baumwollstoffe mit Plattstich-Stickerei veredelt wurden. Diese Geschichte erzählt ganz lebendig die Schaustickerei in Plauen. Es ist kein Museum, sondern eine lebende Werkstatt. Schon rein äußerlich erinnert das Gebäude an eine kleine Manufaktur. In dem Gebäude angekommen, glaubt man, die Zeit sei im 19. Jahrhundert stehengeblieben.

Die Spitze war Ende des 19. Jahrhunderts der Auslöser für den rasanten Aufstieg Plauens zu einer prosperierenden Stadt. Ein Höhepunkt war die Weltausstellung im Jahr 1900 in Paris, als die sogenannte "Plauener Musterung" den Grand Prix erhielt.

Das Gebäude der Schaustickerei stammt aus den Jahren 1897-1902. Zuerst wurde die Villa errichtet, später ein Hofgebäude für zehn Stickmaschinen hinzugefügt. Das Gebäudeensemble ist typisch für die “Goldenen Jahre” der Spitze und Stickerei im Vogtland. Als der Stickereibetrieb 1996 stillgelegt wurde, waren Gebäude und Maschinen noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Deshalb wurde die alte Stickerei in die Liste der Sächsischen Kulturdenkmale aufgenommen.


Der Besucher sieht Stickmaschinen in Arbeit, die den Erfolg der Spitze um 1900 begründeten. Außerdem wird die aufwändige Konfektion der Spitze zu Decken, Kragen oder Schals erläutert. Kleinstickmaschinen, die hierfür verwendet wurden, werden vorgeführt. Gabriele Rudolph, die Leiterin der Schaustickerei, sitzt hier regelmäßig an der Maschine.

Die Plauener Spitze ist heute noch ein weltweit bekanntes Label. Aus der Vogtlandmetropole werden anspruchsvolle Kunden in aller Welt mit exklusive Heimtextilien aus hochwertigen Spitzen und Stickereien beliefert. Die Produkte gehen auch an etliche Markenlabel von Oberbekleidung über Nachtwäsche bis zur Haute Couture.


Der Klang des Vogtlands kommt nicht nur aus dem Funkhaus in der Haselbrunner Straße in Plauen.
Er begegnet uns regelmäßig im auf Konzerten und überall wo Musik gespielt wird. Schon Benny Andersson von der Band ABBA spielte auf einem Akkordeon aus dem vogtländischen Klingenthal.
Nirgendwo in Europa gibt es so viele Instrumentenbauer wie im vogtländischen Musikwinkel, dem südlichsten Zipfel im Freistaat Sachsen. Der Musikinstrumentenbau hat zwar nicht mehr die Bedeutung, wie noch vor mehr als 100 Jahren. Aber zwischen Schöneck und Klingenthal leben immer noch mehr als 1.000 Menschen vom Instrumentenbau. Sie hauchen sie ihren Hölzern und Metallen Leben ein, schleifen, biegen und hämmern.


Beispielhaft für die vielen fleißigen Handwerker trafen wir den Geigenbaumeister Ekkard Seidl in Markneukirchen.


Lange, bevor wir als Radioreise die Welt mit den Ohren entdeckten, tat dies Johann Wolfgang von Goethe. Der Dichter war fast überall, wo es schön war, wo man sich gut erholen konnte, wo man inspiriert wurde. Ende des 18. Jahrhunderts entdeckte der große Meister dieses kleine, feine Bad Elster als Muse für sein Werk „Hermann und Dorothea“.

Bild: Robert Reisner

Später wurde Bad Elster wegen der heilenden Quellen zum Königlich-Sächsischen Staatsbad erklärt.
Das zog recht schnell die europäische High Society an.

Bad Elster ist eines der ältesten und traditionsreichsten Moor- und Mineralheilbäder Deutschlands. Im Sommer 1848 verlieh König Friedrich August II. dem Ort den Titel Königlich-Sächsisches Staatsbad, wodurch der Aufstieg Bad Elsters als Treffpunkt der europäischen Gesellschaft seinen Anfang nahm.


Ob als Kurgast oder für den Wellness-Urlaub - man flaniert durch die Parks, entlang der prächtigen Bauten – vorbei an bunten Blumenrabatten, Wasserspielen und Themengärten. Das Herz von Bad Elster schlägt rund um die Soletherme und das Albert Bad, das Königliche Kurhaus, die Kunst-Wandelhalle, das König Albert Theater.


Das Albert Bad beherbergt in seinen ehrwürdigen Mauern ein modernes Therapie- und Wohlfühlzentrum, in dem sich unter anderem eine Mineralheilwasser Anwendung befindet. Darüber sprachen wir mit Melanie Schreier von den Sächsischen Staatsbädern.


Bad Elster ist aber nicht nur Bade- und Kurort, sondern ist auch die Kulisse für große Konzerte. Ob im König Albert Theater oder in den Musikpavillons – Bad Elster ist die „Festspielmeile der kurzen Wege“. 

Bild: Robert Reisner

So viele Konzerte wie hier jedes Jahr über die Bühne gehen, gibt es in manch einer größeren Stadt nicht.

Bild: Robert Reisner

Daran trägt Florian Merz einen erheblichen Anteil. Er ist seit der Spielzeit 1991-1992 Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Chursächsischen Philharmonie. Seine Musiker spielen auf Originalinstrumenten aus Barock, Klassik und Romantik.

Bild: Robert Reisner

Im Radioreise-Gespräch listet Florian Merz das breite kulturelle Angebot in Bad Elster auf. Und er erinnert daran, wie er kurz nach der Wende als jüngster Generalmusikdirektor Deutschlands ins Vogtland kam.


Mit rund 250.000 Besuchern aller Generationen aus Sachsen, Böhmen, Bayern und ganz Mitteldeutschland präsentiert sich Bad Elster als ganzjährig erlebbare Kultur- und Festspielstadt.

Bild: Robert Reisner

Der vogtländische Dialekt klingt bei einigen Gesprächspartnern dieser Radioreise an. Die aus verschiedenen Richtungen kommenden Siedlerströme prägen die Mundart des Vogtlands, so dass keine einheitlicher Dialekt gesprochen wird. Die kernvogtländische Mundart wird um Plauen gesprochen, sie entwickelte sich aus der Besiedlung durch fränkische Zuwanderer. Siedler aus dem oberpfälzisch-bayerischen Raum brachten ihre Mundart in den Südzipfel des Vogtlandkreises. Rund um Klingenthal wird der Dialekt von der erzgebirgischen Mundart beeinflusst. Kostproben des Dialekts hören Sie in der achten Etappe der Radioreise, in der wir mit Leonore Bredow das Vogtlandmuseum besuchen.

Das Vogtlandmuseum in Plauen befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäude. Die reiche Sammlung entstand bereits im späten 19. Jahrhundert durch das Engagement heimatverbundener Vogtländer.


Weltweit bekannt sind die Vogtländer durch den Instrumentenbau im „Musikwinkel“. Ihre Handwerkskunst ist einmalig und die Traditionen werden sorgfältig gepflegt. Genauso gepflegt wird auch die liebevolle Mundart. Dazu kommen Natur-Erlebnisse und ein breites Angebot an Kultur.


Ein Fazit unserer Reise - verbunden mit mit einem kurzen Einblick in die touristische Vielfalt der Region - zieht am Ende der Sendung Dirk Heinze. Er arbeitet als Projektmanager Kultur/Musik beim Tourismusverband Vogtland e.V.


Eine Autostunde entfernt liegt Chemnitz. Wir stellen die Stadt in einem historischen Rundgang vor.

https://www.radioreise.de/2022/06/chemnitz-ein-stadtrundgang-mit-vielen-persoenlichen-erinnerungen.html

Außerdem beleuchten wir die vielen Chemnitzer Projekte als Europäische Kulturhauptstadt 2025.

https://www.radioreise.de/2022/08/europaische-kulturhauptstadt-2025-chemnitz.html

Mehrfach haben wir auch das Elbsandsteingebirge besucht.
Eine winterliche Tour durch diese bizarre Welt erwartet Sie in dieser Sendung:

https://www.radioreise.de/2020/01/sachsische-schweiz-ein-marchen-aus-stein.html

Eine kulinarische Wanderung durch die Sächsische Schweiz bieten wir in dieser Radioreise.

https://www.radioreise.de/2021/01/elbsandsteingebirge-das-naturjuwel.html

Außerdem besuchen wir die Canalettostadt Pirna und treffen hier den Schauspieler Tom Pauls.

https://www.radioreise.de/2021/04/pirna-die-canaletto-stadt-am-tor-zur-saechsischen-schweiz.html

Auch Dresden stellen wir Ihnen in zwei getrennten Sendungen vor - einmal als Überblick:

https://www.radioreise.de/2017/10/stadtereise-nach-dresden.html

Die zweite Radioreise beleuchtet das spannende Leben im Dresdner Barockviertel.

https://www.radioreise.de/2021/04/dresdner-barockviertel-der-geheimtipp-im-weltbekannten-elbflorenz.html

Auch das Sächsische Elbland ist bei uns mehrfach im Angebot. Folgen Sie uns auf dem Sächsischen Weinwanderweg.

https://www.radioreise.de/2021/05/sachsischer-weinwanderweg-zwischen-radebeul-und-meissen.html

Und erkunden Sie legendäre Schlösser und Festungen in dieser Radioreise.

https://www.radioreise.de/2017/11/sachsisches-elbland.html

Wir bieten eine musikalische Wanderung durchs Erzgebirge an.

https://www.radioreise.de/2018/05/erzgebirge-mit-schoner-mundart-durch.html

Und wir haben schließlich einen City-Trip im Angebot.

https://www.radioreise.de/2020/11/leipzig-die-pulsierende-messestadt.html

Auf ein Wiedersehen im schönen Vogtland!

Bild: Robert Reisner

Die Radioreise stellt ferne und nahe Ziele vor. Sie bringt Geschichten von und über Menschen, sie dringt in fremde Kulturen und geheimnisvolle Welten ein. Sie ist auf der Suche nach besonderen Erlebnissen. Wir sind rund um den Globus unterwegs mit Mikrofon und offenem Ohr.

Radioreise lebt von den Aufnahmen vor Ort. Nahezu alle O-Töne werden im jeweiligen Land aufgezeichnet. Die Themenpalette reicht von Vancouver bis Moskau, von Mauritius bis zum Nordkap und von Teneriffa bis nach Australien. Radioreise stellt einzigartige Städte, unvergleichliche Hotels, besondere Events und unvergessliche Menschen der Reise vor.

Jede Sendung ist ein Highlight. Folgen Sie uns zum Beispiel auf eine kulinarische Reise nach Mauritius. Entdecken Sie mit uns Rodrigues, die unbekannte Insel im Indischen Ozean! Begleiten Sie uns durch das heilige Land, durch Israel oder steigen Sie mit in den Zug durch die Rocky Mountains! Alle bisherigen Folgen der Radioreise gibt es hier zum Nachhören.

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Von Abu Dhabi bis Australien - von Irland bis Israel - von Mauritius bis Marokko - von Miami bis Moskau: Sei es das Spielerparadies Macao, die Wiege des Jazz New Orleans oder eine der europäischen Kulturhauptstädte, die Radioreise stellt diese Ziele vor. Wir gehen aktiv auf Reisen - mit dem Husky-Schlitten durch den finnischen Winter, auf Schiffsfahrt durch das alte Russland oder auf Wanderung über die norwegischen Gletscher. Wir tummeln uns im schrillen Las Vegas genauso wie auf einem Fischmarkt auf Rodrigues im Indischen Ozean. Wir reisen dorthin, wo Geschichte auf Schritt und Tritt spürbar ist und wo längst nicht alle Narben verheilt sind, im Nahen Osten. Kommen Sie mit durch das sagenhafte Jerusalem und folgen Sie uns durch das heilige Land. Und natürlich genießen wir den Urlaub in einzigartigen Hotels und in guten Restaurants, in Wellness-Oasen und an den schönsten Stränden dieser Welt. Und wir sind weiter unterwegs, denn es gibt noch mindestens Eintausend Orte auf dieser Welt zu entdecken...

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Gemeinsam mit unserem Partner audioguide.me haben wir einen akustischen Reiseführer entwickelt. Überall dort, wo wir diese Welt mit den Ohren entdecken, setzen wir ein akustisches Zeichen - mit unseren Sendungen. audioguideMe ist eine Plattform für Location-based Storytelling. Es ist ein Ort für spannende Geschichten, es erzählt die Geschichten genau an den Orten ihrer Handlung. Für dieses Projekt Kooperation wurden wir im Jahr 2014 für den Deutschen Radiopreis nominiert, die höchste Auszeichnung der Branche.

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