WIE EIN LIED ZUM WELTHIT WURDE - DIE STILLE NACHT-REISE INS SALZURGER LAND - VOM LUNGAU BIS NACH HALLEIN
Es war im Herbst 1815, als der 23-jährige Joseph Mohr nach der vorzeitigen Priesterweihe in Salzburg seine erste Stelle als Hilfspriester in Mariapfarr antrat. Er kehrte damit unverhofft zu seinen Wurzeln zurück. Joseph Mohrs Vorfahren väterlicherseits waren seit dem 17. Jahrhundert im Lungau angesiedelt. Das Gedicht als Grundlage des Liedes verfasste er im Jahr 1816 in seiner Zeit in Mariapfarr. Dabei wurde er von vielen Motiven der Wallfahrtsbasilika inspiriert.
Mit der Stillen Nacht verbinden viele die Stille Nacht-Kapelle in Oberndorf vor den Toren von Salzburg. In der Tat ging man lange Zeit davon aus, dass Joseph Mohr den Text des Liedes während seiner Zeit in Oberndorf rund um die Christmette 1818 verfasst habe. Aber das hat sich als Irrtum herausgestellt. Denn schon zwei Jahre zuvor war das Gedicht entstanden. Diese Geschichte erzählt uns Ortsführer Franz Doppler.
Das Gnadenbild der Madonna mit der Anbetung der drei Weisen lässt die Stille-Nacht-Forscher vermuten, dass es Mohrs Inspirationsquelle für das sechsstrophige Weihnachtsgedicht war.
Im Text des Gedichtes heißt es: „holder Knabe im lockigen Haar“, dies ähnelt durchaus dem blondgelockten Christkind auf dem Gemälde der Basilika, erklärt uns Franz Doppler im Radioreise-Podcast, der von verschiedensten Interpretationen des Liedes untermalt wird.
Joseph Mohr vertrug das Bergklima im Lungau nicht, er wurde krank und kam 1817 in mildere Salzburger Gefilde nach Oberndorf an der Salzach. Zu Weihnachten 1818 bat Joseph Mohr seinen Freund Gruber um eine passende Melodie für sein Gedicht. Nach der Christmette 1818 erklang in Oberndorf bei Salzburg erstmals „Stille Nacht! Heilige Nacht!“, gesungen von den beiden Freunden und von Joseph Mohr auf der Gitarre begleitet. Die Gitarre ist heute in Hallein ausgestellt.
Lange ging man davon aus, dass die Gitarre nur eine Alternative zur defekten Orgel darstellte: Viel wahrscheinlicher aber ist, dass Mohr immer schon die Gitarre als Begleitinstrument vorgesehen hatte. Denn das Lied wurde erst nach dem Gottesdient im Kirchenraum vor der Krippe gesungen. Die Gitarren-Version ist auch die Version, die in Maripfarr an Heiligabend erklingt, erklärt uns Christa Pritz. Sie ist die Leiterin des „Stille Nacht- und Wallfahrtsmuseums“ in Mariapfarr.
Insgesamt gibt es im Salzburger Land sechs Stille Nacht-Orte – alles Lebensstationen der beiden Männer.
Das Museum thematisiert die in Mariapfarr seit Jahrhunderten beliebte Wallfahrt und stellt Prozessionen dar.
Wallfahrten vom Jakobsweg bis zur heiligen Stadt werden in den globalen Kontext gestellt.
Das Museum schafft eine eindrucksvolle Begegnung mit gelebter Kulturgeschichte und besinnlicher Weihnachtsstimmung.
Das Weihnachtsgedicht beginnt als Wiegenlied für das neu geborene Christkind. Bis zur sechsten Strophe zieht sich der tröstliche Gedanke von der Rettung aus der Not durch die Geburt von Jesus und durch die Liebe Gottes zu den Völkern der Welt.
Das Lied als Friedensbotschaft hat im Krieg einmal Geschichte geschrieben.Es geschah rund fünf Monate nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs an der Westfront. In dieser Zeit waren schon mehr als eine Million Soldaten gefallen oder verwundet worden. Da geschah am Heiligabend des Jahres 1914 ein einmaliges pazifistisches Wunder der Verbrüderung unter tausenden Soldaten verschiedener Nationen. Es kehrte Ruhe in den Schützengräben ein. Einige Soldaten stellten kleine beleuchtete Weihnachtsbäumchen auf den oberen Rand des Schützengrabens – wie ein Zeichen des Friedens. Auf beiden Seiten der rund 50 Kilometer langen Front in Flandern legten die Kämpfer ihre Waffen und Helme nieder und Weihnachtslieder. Auch „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ erklang – in verschiedenen Muttersprachen. Leider nur in diesem einen Jahr, denn auf Verbrüderung stand dann die Todesstrafe.
In der kleinen Gemeinde Arnsdorf trat der Komponist des Liedes, Franz Xaver Gruber, seine erste Stelle als Lehrer in der Volksschule an. In dem heute beliebten Skiort wirkte der Joseph Mohr als Pfarrer und Seelsorger. Auch Hallein vor den Toren von Salzburg gilt als Stille Nacht-Ort. Hier wird das Schaffen und Wirken des Komponisten in einem modernen Museum präsentiert. Es befindet sich im ehemaligen Mesner- und Chor-Regenten-Haus, wo Franz Xaver Gruber 28 Jahre lang gelebt und gearbeitet hatte. Brigitte Winkler ist unser akustischer Guide durch Hallein.
Hier im Museum sind die Musikinstrumente ausgestellte, auf denen Franz Xaver Gruber einst spielte.
Was wäre die Stille Nacht ohne die Figuren, die Krippen der Weihnachtszeit...
Thomas Lanschützer bewahrt in seiner Werkstatt in Bruckdorf eine lange Tradition im Salzburger Lungau: den Bau von Weihnachtskrippen. Inzwischen ist aus dem Hobby, das er mit seiner Frau Susanne teilt, ein
kleines Nebengewerbe geworden. In seiner Werkstatt in Bruckdorf sind die
Arbeitsgeräte und Werkzeuge fein säuberlich an der Wand angebracht.
Jede Krippe ist eine kleine Bühne eines Märchenbuches und erzählt von Weihnachten und den Bräuchen der Region.
Auf diese Schnitzkunst ist Thomas Lanschützer besonders stolz. Im Modell 1:60 entstand der originalgetreue Nachbar der Wallfahrtsbasilika Mariapfarr.
Wir wollen selbst in der stillen Nacht nicht die Kulinarik vergessen – und was wäre eine Radioreise ohne einen Blick in die Küche der jeweiligen Region. Bodenständig und echt, vor allem regional – so lässt sich die Lungauer Küche beschreiben. Herzhafte Kaspressknödel stehen oft auf den Speisekarten, ebenso kräftige Eachtling-Gerichte, also Kartoffel-Speisen, erzählt uns die Tamsweger Ortsbäuerin Heidi Schitter.
Typisch für das Lungau ist das Schafaufbrateln was im im Dialekt "Schöpfsernes" genannt wird. Ein Schaf, das den Sommer über auf einer der herrlich grünen Almen des Gaues verbracht und sich mit den besten Gräsern und Kräutern ernährt hat, wird hierzu traditionell in gusseisernen ‚Reindln‘ zubereitet und gemeinsam mit Eachtling Kartoffeln, Krenkoch (Meerrettich) und Grantn (Preiselbeeren) serviert. Das besondere an diesem Schafsgericht ist, dass man die einzelnen Teile mit besten heimischen Kräutern einbeizt, bevor man sie in den Holzofen schiebt. Traditionell wird ein Weißkrautsalat dazu serviert.
Natürlich werden auch Knödl aller Art in guten Gasthäusern serviert.
Als typisches Dessert gilt der Lungauer Rahmkoch, eine Art Kuchen aus viel Butter und Sahne. Die Initiative Lungauer Speis will regionale Produzenten und ihre hochwertigen Lebensmittel sichtbar machen. Dazu sprachen wir mit dem angehenden Metzger Lukas Genser.
Im Herzen Österreichs gelegen – an der Grenze vom Salzburger Land nach Kärnten ist das Lungau eine Landschaft mit Mythen und Sagen.
Im Lungau treffen stille Bergdörfer auf festlich geschmückte Plätze mit authentischem Brauchtum.
Über mittelalterliche Marktgemeinden vor der Kulisse der Alpen sprachen wir schließlich mit Susanne Duschek-Fercher als Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Salzburger Lungau.
Für die Recherche dieser Sendung haben wir das Lungau im goldenen Oktober bei fast schon spätsommerlicher Sonne besucht. Zur weihnachtlichen Einstimmung haben wir hier ein paar Impressionen aus dem Fotoarchiv der Salzburger Lungau GmbH zusammengestellt.
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Bild: Fercher Photos / Salzburger Lungau GmbH |
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Bild: Fercher Photos / Salzburger Lungau GmbH |
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Bild: Salzburger Lungau |
Wir verlängern gerne die Advents- und Weihnachtszeit im Salzburger Land. In unserer Radioreise aus dem Großarltal feiern wir den Salzburger Bergadvent.
https://www.radioreise.de/2023/12/salzburger-bergadvent-das.html
Ins weihnachtliche Salzburg führt eine weitere Sendung.
https://www.radioreise.de/2023/12/weihnachtliches-salzburg.html
Im Nachbarland Kärnten erleben Sie mit uns traumhafte Adventsmärkte am Katschberg...
https://www.radioreise.de/2025/08/kartner-bauern-advent-vorweihnachtliche.html
... und das Sternsingen in Heiligenblut.
https://www.radioreise.de/2023/12/weihnachtlicher-bergzauber-von.html
Auf ein Wiedersehen im Lungau!