ERFURT - Eine Zeitreise ins Herz Thüringens
Bild: Erfurt Tourismus und Marketing / Barbara Neumann |
Yvonne Kornhaaß vom Tourismusbüro der Stadt Erfurt zählt ein paar der besten Manufakturen auf der Krämerbrücke auf. Dazu hören Sie in unserem Podcast das Lied aller Lieder über Erfurt von Gerda Gabriel.
Bonifatius gründete im Jahr 742 das Bistum Erfurt. Im Mittelalter kreuzten sich hier wichtige Handelsstraßen. So wuchs Erfurt zu einer mächtigen Handels- und Universitätsstadt. Das begehrte Färbemittel Waid brachte der Stadt Wohlstand und Macht. Heute ist Erfurt ein kleines Juwel und beherbergt einen der am besten erhaltenen und größten mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands.
Mit unserem Guide Tim Erthel sind wir in einem dieser mittelalterlichen Häuser, in dem die Dielen noch so schön knarren, wie Sie in der Radioreise hören.
Schaut man sich die Anzahl der UNESCO-Welterbestätten an, so zählt Thüringen zu den bundesweit führenden Ländern. Der Nationalpark Hainich ist zum Beispiel mit seinen Schutzgebieten in Deutschland Teil dieses Welterbes. Die Wartburg als Wahrzeichen Eisenachs ist auch ein Juwel - hier übersetzte Martin Luther das Neue Testament ins Deutsche und legte damit einen wesentlichen Grundstein für die heutige deutsche Sprache. Zu den Thüringer Kulturgütern gehören natürlich auch die Zeugnisse des jüdischen Lebens. Die Alte Synagoge in Erfurt ist eine der ältesten, größten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Synagogen Europas. Im Mittelpunkt unseres Rundgangs mit dem Kunsthistoriker Tim Erthel steht ein besonderer Schatz, der im Jahr 1998 zufällig gefunden wurde.
In der Radioreise geben wir ein kleines Thüringen-ABC.
A wie Anna Amalia:
Die schöngeistige Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach holte Dichter und Denker an den Weimarer Hof.
B wie Bratwurst:
Die Thüringer Bratwurst ist nicht nur in diesem Freistaat beliebt – und sie hält seit mehr als 600 Jahren ihr originales Rezept geheim.
C wie Clueso:
Der Erfurter Singer und Songwriter ist bekannt für seine melodisch-melancholischen Lieder und nachdenklichen Texte. Songs gemeinsam mit Max Herre, den Fantastischen Viern und in erster Linie Udo Lindenberg machten ihn zu einem der Großen.
Und unterwegs fiel uns noch S wie Sandmann auf...
Was der kleine Spitzbart hier an der Krämerbrücke verloren hat, erfahren Sie im Radioreise-Rundgang mit Tim Erthel. Unweit dieser Bank befindet sich Tims Lieblingsort in der Erfurter Altstadt, eine kleine Idylle.
Ein paar Schritte von hier befindet sich eine besondere Gasse. Sie wirkt auf den ersten Blick mittelalterlich. Dabei entstanden diese Häuser zu DDR-Zeiten. Sie bilden eine absolute Ausnahme im sozialistischen Wohnungsbau. Die ganze Geschichte erfahren Sie in unserer Sendung.
Unser Guide bringt uns zu zwei Orten, an denen bei gutem Wetter immer das Leben tobt. Erste Station ist der Fischmarkt. Hinter dem Gebäude verbirgt sich keine Kirche, wie der erste Eindruck vermuten lassen würde.
Die Handwerkskammer Thüringen hat sich für ihr Domizil ein schönes Gebäude ausgesucht.
Das meiste Treiben herrscht in Erfurt auf dem Domplatz. Dieser große Marktplatz mit etwa 3,5 Hektar Fläche war einst der Hauptmarktplatz und Gerichtsplatz. Dort stehen der Minervabrunnen und der 1777 zu Ehren des Mainzer Kurfürsten errichtete Erthal-Obelisk.
Ein Blick von den Domstufen herab zeigt die Größe des Platzes, dessen nördlicher Teil bis 1813 mit Wohnhäusern bebaut war, die bei den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Franzosen zerstört wurden. Tim erzeugt bei uns wieder die Bilder im Kopf.
Ein Blickfang ist der nächtlich beleuchtete Dom.
In der Radioreise erinnern wir natürlich an den Besuch von Willy Brandt in Erfurt. Als erster westdeutscher Regierungschef reiste der Bundeskanzler im Jahr 1970 in die DDR zum Staatsbesuch. An jenem 19. März des Jahres 1970 stehen rund 2.000 DDR-Bürger dicht gedrängt vor dem Hotel "Erfurter Hof". Sie hatten die Volkspolizisten einfach beiseitegeschoben und rufen: "Willy, Willy!".
Zunächst zeigt sich Brandt nicht persönlich, daher schallen die Rufe intensiver: "Willy Brandt ans Fenster, Willy Brandt ans Fenster!", bis schließlich der Kanzler im Fenster eines runden Erkers erscheint.
Bild: Stasi-Unterlagenbehörde Erfurt |
Der Erfurt-Besuch hatte diplomatisch wenig, politisch jedoch sehr viel gebracht: die Bilder aus der damaligen Bezirksstadt hatten vor aller Welt demonstriert, dass die Bürger der DDR sich als Deutsche fühlten und sich mit der Teilung nicht abfinden wollten. Doch auf den Mauerfall mussten sie noch knapp 20 Jahre warten. In dieser Zeit agierte die Staatssicherheit unerbittlich gegen die "Feinde des Sozialismus'".
Foto: Claus Bach |
Im ehemaligen Stasi-Gefängnis erwartet die Besucher ein Rundgang durch die jüngste deutsche Geschichte. Sie ist eine umfassende Ausstellung zur SED-Diktatur. Dr. Jochen Voith begleitet uns durch diese kahlen Gänge, in denen uns immer wieder ein kalter Schauer über den Rücken läuft.
Etwa 200.000 Menschen wurden im Laufe der Jahre in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert. Sie saßen in Bautzen, Cottbus, Berlin-Rummelsburg oder hier in Erfurt. Die Menschen wurden in den Gefängnissen oft gedemütigt und schikaniert, gerade in den Anfangsjahren auch misshandelt. In der Erfurter Andreasstraße können Besucher einen Eindruck davon bekommen, wie der Haft-Alltag im Osten aussah. Bei Vergehen gegen die Hausordnung landeten die Häftlinge in dieser Isolationszelle.
Sport spielte in der DDR-Erziehung eine wichtige Rolle. Sport war Lob und Strafe. Die besten Athleten der DDR wurden in Sportschulen gefördert und für Bestleistungen bei internationalen Wettbewerben trainiert. In den Jugendwerkhöfen wurde Sport jedoch oft als Kollektivstrafe eingesetzt. Die jungen Menschen wurden von den Aufsehern gequält und gedemütigt. Sie mussten bis zur Erschöpfung über die Sturmbahn laufen. Gefürchtet war auch der so genannte „Entengang“. Dabei wurden die Jugendlichen gezwungen, in der Hocke mit verschränkten Händen Runden zu laufen. Oft wurde der "Entengang" auch in Treppenhäusern befohlen, auf und ab. Die inhaftierten jungen Menschen wurden zudem gezwungen, mit Gewichten beschwert Hofrunden zu drehen oder im Laufschritt eine Schubkarre zu fahren. Gefürchtet war auch der „Torgauer Dreier“ bestehend aus Liegestütz, Hocke und Hockstrecksprung, der bei jedem Wetter, auch bei strömendem Regen oder brütender Hitze, bis zur totalen Erschöpfung ausgeführt werden musste.
Doch die Erfurter Andreasstraße steht auch für Befreiung. Am 4. Dezember 1989, wenige Wochen nach dem Mauerfall, besetzten mutige Erfurter diese Stasi-Zentrale und konnten so verhindern, dass viele Akten der Stasi vernichtet wurden.
Damals wurden Aktenschränke verschlossen und der Zugang beschränkt, um die Unterlagen der Stasi zu sichern. Denn die Stasi hatte schon begonnen, die Dokumente zu vernichten. Durch den Rauch aus dem Gelände waren die Anwohner aufmerksam geworden und hatten das Gelände gestürmt.
Haft – Diktatur – Revolution – Thüringen von 1949 bis 1989 – unter dieser Überschrift steht die gesamte Gedenkstätte. Dr. Jochen Voith erklärt uns das Konzept ausführlich im Radioreise-Interview.
Nach der endgültigen Schließung der Haftanstalt im Jahr 2002 eröffnete zehn Jahre später die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße als Einrichtung der Stiftung Ettersberg. Die Gedenkstätte befasst sich nicht nur mit dem Thema Stasi-Untersuchungshaft. Sie erinnert an Unterdrückung und Widerstand in Thüringen während der DDR-Zeit und an die politischen Gefangenen in der Zeit des Nationalsozialismus'. Als Mischung aus Gedenkstätte und zeitgeschichtlichem Museum will sie einen breiten historischen Rahmen abstecken. Wahrzeichen der Gedenk- und Bildungsstätte ist der Anbau aus Beton und Glas mit seiner verspiegelten Comic-Fassade. Den Kubus widmete die Stiftung Ettersberg der Friedlichen Revolution in Thüringen.
40 Jahre hat die DDR existiert. Im Kontext der Weltgeschichte ist es ein winziger Moment. Aber diese 40 Jahre sind längst noch nicht vollständig aufgearbeitet. Mehr als 4.000 laufende Meter Unterlagen aus der Hinterlassenschaft der Bezirksverwaltung der Stasi in Erfurt lagern allein im Erfurter Stasi-Unterlagen-Archiv auf dem Petersberg.
Die Archivalien sind in zwölf Magazinräumen in Stand- und Rollregalen untergebracht. Die Akten sind in Archivkartons verpackt, um sie vor Licht und Staub zu schützen. Angeforderte Akten werden mit Seitenzählung versehen, von Metallteilen befreit und auf Vollständigkeit kontrolliert.
In einem Keller voller Karteikästen haben wir uns mit Andreas Bogoslawski unterhalten. Er ist der Sachgebietsleiter Auskünfte.
Besucher können in der Ausstellung erfahren, wie die Stasi im DDR-Alltag die Menschen ausspioniert hatte. Dies geschah zum Beispiel mit dieser Gießkanne, in der eine Kamera eingebaut wurde.
Wir erfahren im Radioreise-Gespräch auch Interessantes über die Arbeit der Inoffiziellen Stasi-Mitarbeiter.
Original-Mobiliar der Stasi versetzt uns zurück in die Zeit des Überwachungsstaates.
Nach dem Fall der Mauer und dem Ende der Stasi-Repressionen waren die Ostdeutschen in einigen Westpublikationen stigmatisiert...
All diese politischen und gesellschaftlichen Themen lassen wir nach dieser Reise einfach mal sacken, am besten bei guter Thüringer Küche.
Von Erfurt aus sind Sie in knapp einer Stunde in der Region Saale-Unstrut. Dort können Sie gern mit uns Ihren Urlaub verlängern, entspannt bei Wein und Musik.
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Bild: Erfurt Tourismus und Marketing GmbH |