FISCHLAND-DARSS-ZINGST - Deutschlands schönste Ostsee-Halbinsel
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Um richtig anzukommen, schnuppern wir erstmal Seeluft und starten auf einem Segelboot mit einer steifen Brise am Hafen von Dierhagen zu einer kleinen Fahrt über den Bodden. Dieses Segelboot wird hier im Norden als Zeesenboot bezeichnet. Zeesen heißt Schleppen, also ein Schleppschiff. Dieses Zeesenboot führt ein richtiges Original von der Waterkant an, Reinhold Drüding.
Start und Ende unserer Fahrt über den Bodden ist Dierhagen. Diese Gemeinde ist der Eingang zur Halbinsel. Dierhagen ist ein verträumtes Fischerdorf zwischen Ostsee und Bodden. Von da aus setzen wir zur zweiten Etappe der Radioreise an: Wustrow. Früher hieß es hier „Swante Wustrow“, übersetzt "Heilige Insel". Denn vor Jahrhunderten befand sich hier ein Heiligtum der Slawen, das dem Seefahrerort seinen Namen gab. Die weithin sichtbare, imposante Kirche mit ihrer Aussichtsgalerie, freundliche Häuser, üppige Bauerngärten und Alleen hundertjähriger Linden prägen heute das Bild von Wustrow. Wustrow hat die Seeseite mit dem weitläufigen, feinen Sandstrand und der Seebrücke.
Auf der anderen Seite des Ortes befindet sich der gemütliche Boddenhafen und eine sanfte Landschaft mit Wiesen und Schilf. Diese gegensätzlichen Küstenformen liegen nur in Wustrow so dicht beieinander - denn genau hier liegt das schmalste Stück Land der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst.
Etwas abseits auf einer Landzunge im Saaler Bodden liegen die vier mittelalterlichen Bauernhöfe von Barnstorf.
Die alte Scheune der Hufe Vier ist einer dieser Bauernhöfe. Diese Scheune stand kurz vor dem Verfall und wurde zum Glück gerettet. Heute ist die Scheune eine Kunstscheune.
Hier werden Ausstellungen von Malern, Bildhauern oder Keramikern gezeigt.
Mit dieser Kunstscheune hat sich Gabriele Eymael ihren Lebenstraum erfüllt. Sie ist Museumsleiterin in einer Scheune, in der zwischen der Kunst auch Hühner und Ziegen leben.
Vor der Scheune trafen wir ein Ehepaar aus Sachsen, das am Kaffeetisch bei bestem Sonnenschein direkt am Bodden saß und genüsslich Erdbeertorte aß. Paradiesischer geht es kaum...
Wir trafen in dieser Radioreise Bettina Klein, die ebenfalls ihren Traum wahrgemacht und auf der Festland-Seite des Boddens im Gutshof Hessenburg ein kleines Paradies geschaffen hat. Dieser Gutshof liegt inmitten einer ursprünglichen Landschaft. Sie ließ die alte Hufschmiede liebevoll restaurieren und ausstatten. Weil ihre Liebe den Kranichen gehört, hatte sie ein Kranich-Museum und ein kleines Kranich-Hotel auf dem Gelände errichten lassen. Im Hotel sind Liebespaare besonders romantisch untergebracht. Die Rufe der Kraniche sind vor allem von September bis November laut zu hören. Sie halten sich entlang der südlichen Boddenküste auf. Im Radioreise-Podcast hören Sie dazu auch den Klang der Frösche aus dem Park des Gutshofes.
In der nächsten Etappe entdecken wir die sicher schönste Gemeinde dieser Halbinsel: Ahrenshoop. Seit vielen Jahren fühlen sich hier vor allem Künstler wohl. Ende des 19. Jahrhunderts gründeten mehrere Maler eine Künstler-Kolonie in Ahrenshoop. Maler, Schriftsteller oder Grafiker siedelten sich in ihren Ateliers an. Es waren kleine und große Maler.
Hans Götze ist einer der Hobby-Maler. Er war viele Jahre Bürgermeister dieser Gemeinde und führt uns in der Radioreise durch sein Ahrenshoop. Der gebürtige Sachse ist stolz darauf, dass seine Gemeinde ganz viel für die Kultur tut. Denn während große Städte in Deutschland mitunter Museen und Theater schließen müssen, gibt es in der kleinen Gemeinde Ahrenshoop acht Galerien und Ausstellungen und sogar ein ganz großes Kunstmuseum. Die Gemeinde gibt etwa ein Drittel ihres Etats für Kultur aus. Durch das Künstlerhaus Lucas, das monatliche Stipendien an Künstler aus dem Ostseeraum vergibt, ist auch junge Kunst präsent im Ort.
Dieses Engagement für die Kunst begann im Jahr 1909. Damals schufen sich die Künstler mit dem so genannten „Kunstkaten“ selbst die Möglichkeit, ihre Werke öffentlich zu zeigen und zu verkaufen.
Ahrenshoop ist jedoch nicht nur Kunst, sondern natürlich auch Badeort mit Strand und Hotels und allem, was dazugehört. Man könnte es so sagen: Die Gemeinde wünscht sich kulturinteressierte Menschen, die mehr als nur die Sonnen-Bräune als Erinnerung vom Urlaub mit nach Hause nehmen wollen. Deswegen ist Ahrenshoop ganz sicher auch kein billiger Urlaubsort. Man kann ihn sicher nicht mit Sylt vergleichen, dennoch verbringen auch hier etliche Promis ihren Urlaub. Das war früher so und ist heute noch so. Die so genannten Stars des Ostens kommen immer wieder nach Ahrenshoop. Auch darüber kann Hans Götze gut erzählen. Mit vielen dieser Promis ist er längst per Du.
Als Anfang des 20. Jahrhunderts der Maler Paul Müller-Kaempff den Ort Ahrenshoop das erste Mal sah und für sich entdeckte, war er tief beeindruckt. Er war beeindruckt wie unberührt und schön die Natur hier zwischen Meer und Bodden ist. Niemand kannte dieses "Ende der Welt" damals, es galt als weißer Fleck auf der Landkarte. Ihm folgten viele weitere Künstler. Unberührt von Weltkriegen konnten sie in Ahrenshoop schaffen, malen, texten, werken und Inspiration finden. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstand zwischen Bodden und Ostsee, auf der schmalen Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die heutige Gemeinde Ostseebad Ahrenshoop. Erst dann wurde auch die erste richtige Straße durch das Seebad gebaut. Heute ist Ahrenshoop eines der kleinsten Seebäder an der Küste.
Auf gut drei Kilometern erstreckt sich von der Wustrower Seebrücke bis zum Ahrenshooper Grenzweg das so genannte Hohe Ufer. Es ist eine Endmoräne, die durch die Gletscher aus Skandinavien vor mehr als 10.000 Jahren geformt wurde. Die Meeresbrandung gab und gibt den letzten Schliff. Auch heute arbeitet das Meer bis zu fünf Meter pro Jahr an dieser Steilküste.
Bei einem Spaziergang unterhalb des Kliffs lassen sich im hohen Steilabbruch nistende Uferschwalben beobachten.
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Abends trafen wir uns zum Sonnenuntergang beim Hotelier Roland Fischer. Im Radioreise-Interview beschreibt er uns das Lichtspiel von Himmel und Meer, denn von Ahrenshoop aus kann man die Lichter der Schiffe auf der Kadetrinne gut beobachten. Sie reihen sich wie eine Kette aneinander. Die Kadetrinne ist ein Seegebiet zwischen der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und der dänischen Insel Falster. Sie ist das schwierigste und gefährlichste Fahrwasser der Ostsee.
In der nächsten Etappe der Radioreise geht es auf den östlichsten Teil dieser Halbinsel, den Zingst. Dieser Teil ist rund 20 Kilometer lang und zwischen zwei bis vier Kilometer breit. Oft ist damit nur das gleichnamige Ostseeheilbad Zingst gemeint. Dabei hat dieser Teil der Halbinsel weitaus mehr zu bieten, denn hier befinden sich neben dem Badeort Zingst noch Müggenburg, Sundische Wiese und Pramort. Ein besonderer Ort ist die Hohe Düne vor Prerow. Sie ist die schmalste Stelle der gesamten Halbinsel und misst gerade mal 100 Meter zwischen dem Prerowstrom und der Ostsee. Vorgelagert sind kleine Inseln als Wattflächen. Hier rasten tausende Zugvögel und hier befindet sich einer der größten Schlafplätze für Kraniche in Mitteleuropa.
Wenn man über die Halbinsel fährt, dann kann man leicht ins Träumen kommen: kleine schilfbedeckte Häuser, alte Mühlen, kleine Häfen, alte Fischerboote und immer wieder Kiefernwälder, dazu Dünen, das Meer und der Bodden.
Wir halten in dieser Etappe kurz in einem kleinen Dorf namens Born. Das Dorf ist eine kleine Perle innerhalb dieser Halbinsel, denn die vielen kleinen buntbemalten Häuser stechen ins Auge. Im Dorf gibt es auch eine kleine Galerie, die man beinahe übersehen würde. Im Radioreise-Interview hören Sie die Inhaberin Christiane Hostmann.
Von Born aus geht es weiter nach Prerow ins Darß-Museum. Doris Pagel erzählt uns ganz platte Sachen von Seemännern und ihren Geschichten vom Meer. Diesen Teil der Radioreise dürfen Sie im Podcast auf keinen Fall verpassen!
Das Ostseebad Prerow, in dem uns Doris Pagel ganz platt daherkam, ist ein ehemaliges Fischerdorf und blickt inzwischen auf fast 150 Jahre Tradition als Badeort zurück. Umrahmt vom Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft mit dem urwüchsigen Darßwald erstreckt sich Prerow entlang der Küste. Seit vielen Jahren wird das Ostseebad mit dem Umweltsymbol der Europäischen Gemeinschaft der „Blauen Flagge“ ausgezeichnet. Die Seebrücke sowie der Leuchtturm Darßer Ort gelten als Wahrzeichen Prerows und geben dem Ort, zusammen mit dem Prerow-Strom, seinen Charakter.
Wir ziehen ein paar Kilometer weiter nach Osten und erreichen das Ostseeheilbad Zingst. Es ist die östlichste Gemeinde der Halbinselkette und liegt ebenso eingebettet zwischen Ostsee und Bodden inmitten des Nationalparks. Hier finden sich lange, feinsandige Strände. Parallel verlaufen Rad- und Wanderwege.
Die Seebrücke ist in Zingst der größte Anziehungspunkt. Hier haben wir uns mit Anne Burkhard getroffen. Sie ist auch eine der Menschen aus Sachsen, die an der Ostsee ihre Heimat gefunden haben. Vor vielen Jahren kam sie aus Dresden zum Tourismus nach Zingst.
Bei klarer Sicht erkennen Sie von der Seebrücke aus die Umrisse der Insel Hiddensee. Gleich neben der Seebrücke stranden die Giganten der Meere im Sand, eine Open-Air-Installation des Umwelt-Foto-Festivals Horizonte. Über das Projekt unterhielten wir uns im Radioreise-Interview mit Klaus Tietke, er ist der Kurator des Festivals.
Romantisch wird es bei Sonnenuntergang, wenn sich der Himmel in ein imposantes Rot verfärbt. Zu dieser Tageszeit trifft man oft auf Hobby- und Profifotografen, die diese Lichtmomente für ihre Erinnerungen festhalten wollen.
Im Sommer kann es rund um die Seebrücke auch karibisch zugehen. Kerstin Jansen organisiert kostenfrei so genannte Kultur-Tanzworkshops mit viel Musik aus Lateinamerika. Im Radioreise-Interview beschreibt sie diese heißen Abende am Strand und den angeschlossenen Strandbars...
Die Ostsee ist ruhiger als ihre große Schwester, die Nordsee. An ihren Küsten wurde der Strandkorb erfunden und sie lockt mit kilometerlangen weißen Sandstränden und Seebrücken. Die Ostsee ist vergleichsweise flach: an der tiefsten Stelle ist sie 460 Meter tief. Das Wasser tauscht sich nur ganz gering mit der Nordsee aus. Deswegen ist die Ostsee nicht so artenreich, was Fische betrifft. Dennoch gibt es Spezialitäten, die man mit den drei Worten Dorsch, Hering und Makrele zusammenfassen könnte. Am besten direkt fangfrisch essen, wie zum Beispiel am alten Fischerhafen von Ahrenshoop. Er liegt auf der Boddenseite der Halbinsel. Hier treffen wir im Räucherhaus den Binnenfischer Andreas Schöntier und seine Frau Susanne, die dieses beliebte Fischlokal betreiben. Was alles frisch vom Kutter auf dem Teller landet, erfahren Sie im Radioreise-Podcast.
Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist so schön, dass nicht nur Urlauber gern hierherkommen, sondern auch Auswanderer aus Deutschland selbst, wie zum Beispiel Isolde Heinz aus Heidelberg. Sie leitet unter anderem das Strandhotel Fischland. Das Hotel wurde 1968 als Gästehaus für Regierungsmitglieder der DDR und internationale Staatsgäste erbaut. Einer der prominentesten Gäste war damals der kubanische Machthaber Fidel Castro. Mehr dazu hören Sie im Radioreise-Interview mit Isolde Heinz.
Damit müssen wir schon wieder die Koffer packen und Abschied nehmen vom Klang der Wellen, dem Gurren der Möwen, vom Salz in der Luft und der angenehmen Brise der Ostsee. Verlängern Sie doch gern Ihren Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern. Wir haben etliche Radioreisen im Angebot.
Westwärts schließt sich unsere Sendung von Graal-Müritz bis Warnemünde an.
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Von Warnemünde aus übernimmt direkt unsere Reise bis nach Kühlungsborn.
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In Kühlungsborn steigen Sie auf den Drahtesel und folgen uns auf dem Ostseeradweg bis Wismar.
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Vom Darß aus ostwärts bieten wir Ihnen einen schönen Urlaub auf der Insel Rügen an.
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Wir bieten eine romantische Reise zwischen Greifswald und der Halbinsel Usedom an.
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Auf ein Wiedersehen an der schönen Ostsee!