In dieser Radioreise nimmt Sie Alexander Tauscher mit an die Ostsee auf eine Reise von Graal Müritz bis nach Warnemünde. Ostseebäder und ihre Geschichten, Gastgeber und echte Typen erwarten Sie in diesem Podcast, den wir hier bebildern.
Wir starten ganz gesund und ganz entspannt in Graal Müritz. Dieses Ostseeheilbad ist einer der landschaftlich reizvollsten Orte an der Mecklenburger Ostseeküste: Hier treffen der Wald und das Moor direkt auf das Meer. Ein fünf Kilometer langer Sandstrand und ein 12.000 Hektar großer Wald der Rostocker Heide sorgen für idealen Urlaub für Menschen, die Natur wollen.
Dieser Küstenwald ist das größte geschlossene Waldgebiet Norddeutschlands und somit der größte Wald an der Ostseeküste. Biologen erkennen im Wald sicher sofort den Sonnentau oder den Gagelstrauch. In der Rostocker Heide hätten Sie auch Gelegenheit, den den netten Moorfrosch kennenzulernen. Wenn Sie im Frühjahr kommen, dann verfärben sich die männlichen Moor-Frösche und tragen ein leuchtend blaues Hochzeitskleid.
Wir lassen die erste Etappe der Tour in Graal Müritz ganz entspannt im Strandkorb ausklingen, in einem von Christian Witt selbst hergestellten. Im Radioreise-Gespräch erzählt er von der Tradition der Körbe und dem besonderen Strandkorb-Feeling.
Franz Kaffka hat sich früher hier erholt genauso wie Kurt Tucholsky, der hier in Graal Müritz seine Flitterwochen verbrachte. Hans Fallada machte Ostseeferien.
Auf den Flächen, wo heute der Schwingrasen üppig wächst, wurde vor 300 bis 400 Jahren Torf abgebaut. Dann lief das Gebiet voll Wasser und im Laufe der Jahrhunderte wuchs die Pflanzendecke von den Seiten wieder zu. Es entstand ein so genanntes Schwing-Moor, dass heute bis zu sechs Meter tief ist und als Naturschutzgebiet ungestört wachsen darf.
Diese Rostocker Heide ist ideal zum Wandern, aber vor allem zum Radfahren. Darüber sprach ich auf am Schnatermann in der Heide mit Martin Elshoff vom ADFC Mecklenburg-Vorpommern.
In der Rostocker Heide lebt nicht nur der Moor-Frosch auch der Schnatermann. Das ist eine Holzfigur und ein beliebtes Ausflugslokal mit Sportboothafen. Hier befindet sich die Anlegestelle für die Fähren von Warnemünde. Was es mit der Geschichte dieser Holzfigur auf sich hat, das erzählt uns Harald Wroost im Radioreise-Gespräch. Denn er hat sie selbst geschnitzt.
Nur so viel sei hier schon verraten: Die Sage besagt, dass hier ein Schiff gesunken ist und der einzige Überlebende sich auf den riesigen Findling rettete. Dazu passt die maritime Weisheit:
„Lobe das Meer und halte dich an Land.“
Wir erreichen einen Strand, in den ich mich sofort verliebt habe: Genau zwischen Graal Müritz und Warnemünde befindet sich der breite, lange weiße Strand von Markgrafenheide.
Auch Maik Demuth hat sich in diese Region verliebt. Der gebürtige Sachse kam nach vielen Berufsstationen als Chef der Gastronomie ins Strandressort nach Markgrafenheide. Im Radioreise-Gespräch erinnert er daran, dass sich an diesem Ort zu DDR-Zeiten schon viele Jugendlichen gut erholt haben, denn hier befand sich einst ein großes Ferienlager.
Auch im Sommer kann hier mal ein ordentlicher Wind wehen, wie ich selbst gespürt habe. Aber auch dann hat das Meer ja seinen Reiz, wenn man gemütlich im Strandkorb sitzt und die tosenden Wellen beobachten kann.
Wir erreichen die Hansestadt Rostock, die untrennbar mit dem Seebad Warnemünde verbunden ist. Rostock ist mit fast 800 Jahren nicht nur die älteste, sondern auch die größte Universitäts- und Hafenstadt in Mecklenburg-Vorpommern.
In Rostock erleben Sie die Hansezeit mit der traditionellen Backstein-Gotik und in Warnemünde die typische Bäde-Architektur sowie den einen oder anderen Hotel-Klotz noch aus sozialistischen Zeiten.
Warnemünde ist bekannt für seinen sehr breiten und weißen Sandstrand. Dennoch ist Warnemünde in der Hochsaison alles andere als ein ruhiges Fischerdorf. Wenn die Sonne scheint, ist oft kein Durchkommen mehr zwischen Mole und Altem Strom.
Die Menschenmassen kommen nicht von ungefähr, schließlich tummeln sich viele Kreuzfahrttouristen. Am Passagierkai direkt neben dem Alten Strom legen ja inzwischen viele große Dampfer an. Darüber sprach ichc mit Gesine Schuler, die in Warnemünde einige Festivals betreut, wie zum Beispiel die Warnemünder Woche.
Warnemünde hat einen dicken Event-Kalender: Los geht es immer am ersten Januar mit dem „Warnemünder Turmleuchten“ – eine Lasershow am legendären Leucht-Turm.
Nach dem Turmleuchten folgt das „Warnemünder Wintervergnügen“ – mit Pferde-Kutschfahrten am Strand und natürlich den Eisbadern. Die Eisbader fangen im Frühjahr an zu schwitzen: Mit dem alljährlichen „Stromerwachen“ feiern die Eisbader der ‚Rostock Seehunde‘ das so genannte Abbaden. Bis die Warmduscher ins Meer gehen dauert das dann noch ziemlich lange. Dafür kommen später maritime Großevents, die inzwischen weit über dieses Ostseebad hinaus bekannt sind wie die „Warnemünder Woche“ und die „Hanse Sail“.
Dazu fällt uns diese Weisheit aufs Segel: „Scheint die Sonne auf das Schwert, macht der Segler was verkehrt.“
Wir laufen weiter am Strand von Warnemünde entlang, erreichen den so genannten „Active Beach“ direkt neben der Mole. Dort lassen die Profis mit ihren durchtrainierten Luxus-Körpern akrobatisch die Bälle bei der Deutschen Beachsoccer-Meisterschaft fliegen.
Es geht auch viel fauler, wenn man sich von Steven Kirchner auf dem Heck-Rad-Dampfer entlang der Küste fahren lässt. Über den Reiz seiner Touren spricht er im Radioreise-Interview.
Seven Kirchner ist einer, der seinen Job liebt, der auch im Stress immer freundlich bleibt. Er wünscht sich, dass die Urlauber das so machen – und wir beide fragten uns – warum sind denn die Urlauber oft so gestresst? Ist es der Urlaubs-Stress?
Am Ende unserer Radioreise besuchen wir ein echtes Urgestein an der Ostsee: Dieter Borgwart vom Warnemünder Fischmarkt.
Sein Kutter ist in die Jahre gekommen – so wie er auch. Aber der Kutter fährt noch voller Kraft – so wie auch Dieter. Er ist ein echter Seemann wie man ihn sich vorstellt: Graue Haare, eine Seemannskappe, ein ganzer Kerl – immer mit einem lustigen Spruch drauf…
Das Gespräch mit ihm ist sicher der Höhepunkt dieser Radioreise.
In unserem Gespräch saß Dieter in seinem winzigen Kapitänshäuschen – so groß wie eine Telefonzelle, nur nicht so gut aufgeräumt. Einiges sieht auf den ersten Blick aus wie ein technisches Museum.
Dieter mit seinem Fischkutter am Alten Strom in Warnemünde hofft, dass dieses Flair der alten Kähne erhalten bleibt und nicht irgendeinem Bauprojekt weichen muss. Aber wie heißt es so schön: „Auf hoher See und vor Gericht sind wir in Gottes Hand“.
Am Ende des Radioreise-Gesprächs sagt Dieter, dass er am liebsten auf dem Meer sterben will und dann gleich den Fischen zum Futtern übergeben werden will. Möge er noch viele, viele Jahre bei seinen Fischen sein. Dieter Borwart – ein echter Fischkopf. Ein Mensch, der mir nach so einer Reise immer in Erinnerung bleibt.
Auf ein Wiedersehen an der Ostsee!