Jordanien – Zwischen Wüste und Meer
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Gleich nach der Landung am Flughafen von Amman spüre ich, wie stolz dieses Land auf seine Königsfamilie ist. Diesen Stolz werden wir auf dieser Toure immer wieder spüren in unseren Begegnungen mit den Menschen in Jordanien.
Wir laufen durch das pulsierende Amman, in einer Geräuschkulisse gemischt aus Straßenverkehr, geschäftigen Händlern und dem Gesang des Muezzin.
Amman liegt an einer geografischen Grenze Jordaniens. Auf der einen Seite beginnt die Wüste, auf der anderen Seite das fruchtbare Jordantal. Amman ist eine Stadt, deren Ursprünge bis in biblische Zeit zurückreichen: Im Jahr 635 eroberten die Araber die Stadt, ein Teil dieser Geschichte ist in der Zitadelle zu sehen. Sie ist eines der Wahrzeichen der Stadt.
1921 erklärte Abdullah der Erste Amman als Regierungssitz des neugeschaffenen Emirats Transjordanien. Daraus entwickelte sich später das Königreich Jordanien. Mit dem Niedergang Beiruts in den Wirren des Bürgerkriegs entwickelte sich Amman zur führenden Handelsmetropole des Vorderen Orientes.
Dieses geschäftige orientalische Händlertreiben beobachte ich auf dem Fleischmarkt von Amman. Nicht jede Ecke wirkt auf den ersten Blick appetitlich...
Oberhalb des Stadtzentrums wohnt Mamdou el Bishrat. Er ist der erste und einzige Herzog Jordaniens. Man nennt ihn deshalb "Duke of Jordan". Ein enger Freund von ihm, der verstorbene König Hussein, verlieh ihm diese besondere Auszeichnung für sein Engagement für das Gemeinwohl in seinem Land.
Der Duke ist ein Mann um die 80, ein liebenswerter ruhiger Mensch, der in einer Villa auf einem Hügel über den Dächern von Amman wohnt. Er lebt in einem Haus, dass sein Vater 1932 bauen ließ.
Der Duke ist einer der reichsten Männer des Landes, der mit seinem Geld viele Projekte angetrieben hat, unter anderem das „Duke Paradise“. Es liegt in Mukheibeh, dem nördlichsten Dorf Jordaniens am Fuss der Golan-Höhen, dem Ort der berühmten Schlacht von Jarmouk. Hhier hat der Duke Arbeit für ein ganzes Dorf geschaffen. Davon erzählte er ruhig und leise, dennoch stolz in unserem Radioreise-Gespräch.
Kinder konnte er keine zeugen, so will er seinem Land auf andere Weise dienen – mit vielen Zuschüssen für Projekte. Er sieht sich als eine Art Botschafter seines Landes. Viele Prominente hat er empfangen: Minister, Botschafter, Staatschefs – und nun auch die Radioreise.
Wir reisen von Amman in Richtung Südwesten und kommen zu zwei Orten, die man wirklich als Pilgerorte bezeichnen darf, zunächst an die Taufstelle von Jesus: Lange haben sich Israel und Jordanien darüber gestritten, wo er getauft wurde. Am rechten Ufer, sagen die Jordanier. Am linken Ufer, sagen die Israelis. Getauft wurde er jedenfalls an einem Fluss, der immer weniger Wasser führt. An diesem Fluss konkurrieren beide Länder um die Pilgerströme an eine der heiligsten Stätten im Heiligen Land.
Unser guide Abdullah führte mich zu diesem besonderen Ort, den man auf einem Fussweg durch eine ganz urtümliche Landschaft erreicht. Dichtes Tamarisken-Gestrüpp säumt einen Pfad, der sich durch die staubtrockene und menschenleere Ebene schlängelt.
Hier an dieser Stelle hat Johannes der Täufer vor rund 2.000 Jahren Jesus getauft, im damals sicher noch sauberen Wasser. Heute ist es eine braune Brühe und dennoch ein besonderer Ort - auch deshalb weil hier Israel nur zehn Meter weiter zum Greifen nah und dennoch sehr weit weg liegt.
Ausgangspunkt für die meisten Pilger ist der Ort Madaba. Hier befindet sich in der St. Georgs Kirche die älteste Mosaik-Karte des Heiligen Landes.
Hinter Madaba beginnt das militärisches Sperrgebiet. Wer zur Taufstelle Jesus will, muss mehrere Checkpoints passieren. Hätte das Moses gedacht, als er vom Berg Nebo das gelobte Land sehen durfte? Er musste sterben musste, ohne das gelobte Land selbst betreten zu haben. Es ist der zweite Pilger-Punkt am Jordangraben, den wir besuchen.
Auf der Spitze des Berges wurde im vierten Jahrhundert eine Kirche gebaut und seitdem immer wieder umgestaltet - nur wenige Reste wie Steinblöcke und Teile eines Mosaikbodens erinnern an sie. Die heutige Kirche gehört dem katholischen Franziskaner-Orden. Und wir lassen den Blick schweifen auf das heilige Land jenseits des Jordan.

Wir ziehen weiter wie die Karawane vom Berg Moses hinab ans Tote Meer.

Das Tote Meer habe ich schon oft von der israelischen Seite gesehen. Nun gehe ich auf der Ostseite in das Wasser, in dem man niemals untergehen kann.
Nach dem Bad im Toten Meer ein belebendes Bad im Infinity-Pool, aus dem man am Horizont winzig kleine Lichter von Jerusalem sehen kann.
Wir verlassen die Wellnessoase und machen uns auf den Weg die ewige Trockenheit. Uns erwartet eine Landschaft, die jeden fesselt - die Wüste Wadi Ram.
Die größte Wüstenlandschaft Jordaniens ist ein Gebiet, dass von nahezu unberührt ist, ein Labyrinth aus monolitischen Felsen und Bergen, die bis zu 1.800 Meter aus dem Wüstenboden nach oben ragen.
Eine hängende Brücke hat die Natur hier geschaffen. Zwischen zwei großen Felsen hängt ein langer Stein auf den sich unsere mutigen und coolen Jungs lässig gesetzt haben, mit den Beinen nach unten.
Thomas Edward Lawrence – bekannt als Lawrence von Arabien - beschreib die Region mit den Worten „Weitläufig, einsam und gottähnlich“. Diese Landschaft hat mir unser guide Raed bei einer Jeep-Safari gezeigt.
Der Höhepunkt dieser Expedition war das Übernachten in einem Zeltcamp mitten in der Wüste. Unsere Gruppe kam am späten Abend an. Mit zwei Jeeps wurden wir am Besucherzentrum abgeholt und dann ging es durch das Dunkel der Nacht zum Wüsten-Camp. Die dunklen Schatten der Berge im Mondlicht konnten wir nur erahnen. Im Dunkel der Nacht raste der Jeep über eine holprige Piste. Immer wieder flogen uns Sandkörner im Wind ins Gesicht. Und dann irgendwann ein paar Lichter, unser Camp! Wadi Rum Nigths ist ein Camp mit 25 Zelten und ein kleines Feuer, über dem Ali Noafle unser Abendessen gewärmt hat. Es ist ein typisches Beduinen-Essen namens Mendi, zubereitet auf traditionelle Art des Grillens im Sandboden der Wüste. Satt und müde falle ich ins Bett meines Luxus-Zelts.
Fast allen Luxus eines Hotels hat dieses Zelt, nur das WC ist nicht eingebaut. Waschräume für das ganze Camp liegen zentral. Man kann hier in der Wüste sogar duschen, so lange das Wasser reicht. Aber das ist nebensächlich bei diesem Ausblick aus dem Zelt.
Der Tag begann wie es sich in der Wüste gehört – mit einem Kamel-Ritt bei Sonnen-Aufgang. Sebastian Leber, ein lieber Reisekollege vom renommierten Tagesspiegel in Berlin, mit dem ich bereits durch die Wüste in Israel gefahren bin, beschreibt im Radioreise-Gespräch diesen für ihn unvergesslichen Morgen in der Wüste Wadi Ram.
Die arabische Küche ist eine meiner Lieblingsküchen, erst Recht wenn sie traditionell ist wie bei den Beduinen. Abu Auwat hat mich in sein Wüstenzelt eingeladen. Es ist ein ganz spartanisches Zelt am Fuss großer Felsen. Vor dem Zelt befindet sich ein kleiner Stall für die Ziegen.
Wir fahren weiter durch die Wüste Wadi Ram mit ihren monumentalen Felsen aus Granit und Sandstein - mit Felsformationen, die wahre Kunstwerke sind. Zum Glück ist die Wüste inzwischen zum Unsesco -Welterbe erklärt worden. Viele Kulturen haben diese Region bevölkert und hinterließen ihre Spuren in Form von Fels-Zeichnungen und Tempeln. Richtig bekannt wurde Wadi Ram durch das Buch "Die sieben Säulen der Weisheit" des britischen Offiziers Thomas Edward Lawrence, der hier Anfang des 20. Jahrhunderts stationiert war. Sicher hat er in so manch einer Wüsten-Nacht andächtig zum klaren Sternen-Himmel geschaut – ein Sternen-Himmel, wie wir ihn in Mitteleuropa kaum kennen. In unserer Radioreise erklärt unser Beduinenführer Abu Awat, was die Sterne für ihn und das Leben der Araber bedeuten. Zum Beispiel in der Zeit des Ramadan, wenn ein bestimmter Stern, der dann am Himmel abends leuchtet der Zeitpunkt ist, ab dem die Gläubigen Trinken und Essen können.
Die Klänge einer Wüstennacht haben sicher auch auf den britischen Leutnant und Geheimagenten Lawrence von Arabien gewirkt. Denn er sollte eigentlich während des Ersten Weltkriegs die Araber zum Aufstand gegen die Türken aufstacheln, die an der Seite des Deutschen Reiches kämpften. Lawrence, der fließend arabische Dialekte sprach, führte die Revolte der Beduinen sogar selber an. Er legt seine britische Uniform ab und schlüpfte in arabische Gewänder. Lawrence wurde als Befreier der Beduinen vom Joch der Osmanen gefeiert. Viele Geschichten und Legenden kann man heute im Wadi Rum von den guides hören.
Viel zu schnell verging die Zeit im Wüsten-Camp. So sehr uns der Abschied von der Wüste schwerfällt, so sehr freuen wir uns auf die nächste Etappe – die heißt Petra!
Petra, die verlassene Felsenstadt, war in der Antike die Hauptstadt des Reiches der Nabatäer. Das war ein sehr kluges Wüstenvolk, wie man an ganz vielen Stellen in Petra spürt. Wir laufen hinein in diese versteckte Felsenstadt, über einen langen Weg vom Plateau der Stadt hinunter in die Felsenschluchten. Pferde und Esel tragen müde Touristen hoch und runter.
Das Schatzhaus ist der Mittelpunkt von Petra. Es ist das Juwel von Petra, wie unser guide Raed sagt. Das riesige Schatzhaus hatten die Nabatäer von oben nach unten gemeiselt. Es ist damit auch der Anziehungspunkt für Touristen, Kamele und Pferde inclusive ihrer verkaufsfreudigen Besitzer.
Petra lag seinerzeit sehr günstig am Kreuzungspunkt mehrerer Karawanen-Wege zwischen Ägypten, Syrien, Süd-Arabien und dem Mittelmeer und war deshalb vom fünften Jahrhundert vor Christus bis zum dritten Jahrhundert nach Christus ein wichtiger Handelsplatz. Man denke nur an die Weihrauchstraße, die aus dem Jemen kam.
Das kleine Juwel neben dem großen Petra ist Klein-Petra. Aus dem großen Staunen kommt man auch hier nicht raus.
Von Klein-Petra aus fahren wir mehrere Stunden nach Norden zurück ans Ostufer des Toten Meeres. Unterwegs halten wir oberhalb der Arawa-Senke und schauen hinüber nach Israel.
Nach zwei weiteren Stunden erreichen wir das Südufer des Toten Meeres. Die therapeutische Wirkung des warmen, hochkonzentrierten Salzwassers ist seit mehr als 2.000 Jahren bekannt. So lange freut sich wohl auch schon die Dame Loth über das wohltuende Klima. Die ganze Geschichte dieser Dame erzählt Ihnen unser guide Raed in unserer Radioreise.

Wir reisen weiter in den Norden in die antike Stadt Gerasa, etwa 50 Kilometer vor der syrischen Grenze. Bereits aus dem 6. Jahrtausend vor Christus stammen hier erste Spuren von Siedlern.
