KALTREISE - Expedition zum Nordkap in Norwegen
Die Radioreise beginnt im äußersten Nordosten von Norwegen bei Kirkenes am Bøkfjord, einem Arm des Varangerfjords, nahe der Grenze zu Russland. Die Stadt liegt etwa 400 Kilometer nördlich des Polarkreises. Der Großteil der rund 7.000 Einwohner hat einen norwegischen Hintergrund. Es gibt jedoch eine Minderheit von Samen und Finnen sowie einige russische Einwanderer.
In Kirkenes starten wir unsere erste Expedition auf dem kalten Wasser und besuchen besondere Meeresbewohner, die sich fast schon adelig fühlen können: die Königskrabben!
Diese Meeresbewohner haben eigentlich vor der norwegischen Küste nichts verloren. Ende der 1960iger Jahre wurde die Krabbe von russischen Forschern in der Barentssee in der Nähe von Murmansk ausgesetzt. Die Sowjetregierung wollten die Versorgungslage in der Stadt Murmansk verbessern und auch den hohen Genossen in Moskau ein paar Delikatessen versorgen.
Die Tiere vermehrten sich unglaublich schnell und sind von Murmansk über das Nordkap bis über die Lofoten vorgedrungen. Daher findet an sie auch im Fjord vor der Stadt Kirkeness. Für unsere Königkrabbenjagd sind wir dick eingepackt mit einer Schwimmweste auf einem schnellen Motorboot gestartet.
Wir durften einen Vormittag lang den Fischer Ronny Ostram auf seiner Tour begleiten. Er fuhr mit dem Schnellboot bis zu einer bestimmten Boje, an der er am Tag zuvor einen großen Käfig mit kleinen Fischen ins Wasser abgeseilt hatte. Damit werden die Krabben angelockt. Sie setzen sich in den Käfig und sind damit die Beute für Ronny.
In der Radioreise erfahren Sie, wie die adelige Krabbe richtig geknackt wird, wie also die königliche Hoheit abdankt. So viel sei verraten: Ronny nahm ein scharfes Messer und stoch gezielt in die Krabbe...
Anschließend werden diese Schalentiere in einem Topf mit heißem Wasser mit heißem Dampf gegart.
Garen das sei besser als Kochen, meint Ronny und er sagt, dass man die Krabben am besten pur isst - nur mit einer Zitrone betreufelt.
Während den Krabben der Gar ausging, hatte uns Sohn Jim ein norwegisches Kinderliied vorgesungen. Achtung Ohrwurmgefahr im Radioreise-Podcast!
Sie können hier rund um Kirkenes viele Eiskaltes erleben, zum Beispiel das Schneehotel. Dieses Haus muss freiklich jedes Jahr komplett neu gebaut werden und hat für seine Gäste nur zwischen Dezember und April geöffnet. Michael Decker, der vor vielen Jahren aus Karlsruhe nach Norwegen auswanderte, betreibt im Winter dieses Schneehotel, wie er uns im Radioreise-Interview erzählt.
Seine Liebe zu Norwegen kam übrigens durch die Arbeit mit den süßen Husky-Hunden.
Die Natur in und um Kirkenes unterscheidet sich von jener im übrigen Norwegen. Hier wachsen zahlreiche östliche Pflanzenarten, die andernorts in Norwegen selten oder überhaupt nicht vorkommen. Der Wald in Pasvik stammt aus der sibirischen Taiga, dem weltweit größten zusammenhängenden Waldgebiet. Die Chancen, einen Braunbären hautnah zu erleben, sind hier recht groß.
Das Pasvik-Talk bildet zugleich die Grenze zu Finnland und Russland. Die norwegisch-finnische Grenze war immer eine offene, grüne Grenze. Dagegen steht die Grenze zu Russland als frühere Grenze zur Sowjetunio für die Trennlinie von Nato und Warschauer Vertrag. Heute ist es die Grenze von NATO zur Russland.
Wir sind mit einem kleinen Ruderboot entlang dieser Grenze gefahren.
Es ist ein besonderes Gefühl, wenn nur eine kleine Boje die Trennlinie von Ost und West markiert.
Russland ist an diesem Ort zum Greifen nah. Doch die Norweger warnten uns, man solle nicht versuchen, auch nur einen Zentimeter auf russischen Boden zu treten...Auch wenn es schwer fiel, wir mussten uns daran halten....
Ob sich die Rentiere in Norwegen gern "Rudolph" nennen, wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, ob die Rentiere so schnell eine rote Nase bekommen. Aber wir sind der Meinung, dass Rentiere hier nicht ganz sorgenfrei leben, denn sie sind eine Delikatesse. Rentierfleisch wird gern als Carpaccio serviert. In einigen Hotels können Sie das bereits am Frühstücks-Buffet bekommen. Rentierfleisch wird gern auch in Suppen verkocht. Christer Karlsen hatte uns in sein Lavu-Zelt eingeladen und dort eine deftige Rentier-Suppe gekocht.
Übrigens - auch das Rückenmark des Rentiers gilt als Delikatesse – vor allem bei den Ureinwohnern in dieser Region, in der Finnmark – das sind die Samen.
Nordnorwegen ist die ideale Region, um die arktische Tierwelt kennen zu lernen. Nur an wenigen Orten dieser Welt erlebt man zum Beispiel Rentiere so hautnah in ihrer natürlichen Umgebung wie hier. Wir haben freilaufende Rentiere an mehreren Orten erlebt, beispielsweise an der Straße zum Nordkap und selbst am Flughafen von Vadso.
Außerdem können Sie hier im äußersten Nordosten Norwegens den Polar-Fuchs sehen. Gerade die Varanger-Halbinsel ist ein Eldorado für so genannte Bird-Watcher.
Landschaften, die einfach Ruhe ausstrahlen, die trotz kalter Umgebung warm ums Herz machen...
Die Finnmark ist der größte Bezirk in Norwegen und
gleichzeitig der Bezirk, in dem die wenigsten Menschen leben. Laut Statistik kommen hier 1,5 Einwohnern auf einen Quadratkilometer. Man hat also seine Ruhe vor
den Nachbarn….
Es gibt aber eine Volksgruppe, die sich hier sehr wohlfühlt: Die Samen, die vor etwa 10.000 Jahren nach Nord-Skandinavien einwanderten. Ein wunderbares Liebespaar: Kristen und ihr Freund heißt Ante Pera.
Die Samen haben gewaltige Stimmen. Im Radioreise-Podcast hören Sie unplugged einen Joik-Gesang!
Die Samen bestreiten ihre Existenz meistens durch die
Rentier-Zucht. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Rentier-Herden rund um die
Uhr beobachtet. In den 1960iger Jahren setzte die sogenannte
„Snowmobil-Revolution“ ein. Seitdem benutzt man im Winter vor allem das Snowmobil, im Sommer das Motocross-Motorrad, um die Rentier-Herden zu
bewachen.
Die wohl bekannteste kulturelle Errungenschaft der Samen ist der Ski. Schon vor mehr als 4.000 Jahren fuhren die Samen auf den Ski-Brettern durch den Schnee.
Berühmt sind die Samen für ihr Kunsthandwerk, bei dem vor allem verschiedene Holzarten, Birkenrinde, Zinn, Horn und Leder verarbeitet werden.
Die Samen haben sogar ein eigenes Parlament in der Finnmark.
In der Kälte Norwegens schüttelt es mitunter den Hund samt der Hütte. Das Bellen der Husky-Hunde ist aber selten ein Zeichen von Frieren, sondern der Vorfreude auf die Expedition in die Natur. Wir haben die Aufzuchtstation "Engholm Husky" in der Nähe der Stadt Karjasok besucht. Hier werden die Hunde im Sommer trainiert und die kleinen Welpen hochgepäppelt. Das Jaulen der Huskys hören Sie im Radioreise-Podcast und werden sicher gleich verliebt in diese Vierbeiner sein. So ging es auch Sulbaken.
Die Aufzucht der Hunde kann der Urlauber im Sommer erleben, denn es gibt auch einige Gästehütten im Wald. Die Häuser sind aus Holz, ganz lieblich gestaltet, vom Bett bis zur Küche.
Aus dem Herzen der Finnmark fuhren wir an langen Fjorden entlang Richtung Nordkap. Beim Blick aus dem Bus faszinierte uns immer wieder das Wechselspiel der Farben. Gerade im Abendlicht, wenn die Sonne auf die felsigen Berge und grünen Hügel strahlt, auf das klare Wasser im Fjord – auf die kleinen, verstreuten Holzhäuser, die so liebevoll angemalt sind.
Die letzte Station vor dem Nordkap ist die Stadt Honningsvag. Sie wirkt auf den ersten Blick nicht sehr einladend, denn die Gebäude sind oft schlichte Betonbauten der Nachkriegsjahre. Das liegt einfach daran, dass hier die Wehrmacht auf ihrem Rückzug im zweiten Weltkrieg ein Land der verbrannten Erde hinterlassen hatte. Heute ist die Stadt ein wichtiger Hafen auch für die Schiffe der Hurtigruten-Linie.
Rocio Molina de la Rosa kam aus dem heißen Spanien hierher in die Kälte und Jose Mijares heißt der Chef, die nördlichste Eisbar dieser Welt gebaut hatte.
Es ist Brauch in dieser Eisbar, dass man das Glas aus Eis, nachdem man es ausgetrunken hat, in den Ozean wirft und sich etwas wünscht.
Wir wünschen uns gutes Wetter für unseren Ausflug zum Nordkap...
Vielleicht hätten wir ein Schnapsglas mehr leeren sollen, denn wir erreichen das Nordkap bei starkem Wind und Hagelschauern.
Die meisten Besucher zieht es als erstes zur Weltkugel, dort muss man dann regelrecht Schlange stehen, um ein Foto vor dieser Kugel zu bekommen.
Das Nordkap ist seit 1999 der nördlichste vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas.
Das Nordkap liegt 514 Kilometer nördlich des Polarkreises und rund 2.100 Kilometer südlich des Nordpols.
Die Sonne am Nordkap geht vom 20. November bis zum 22. Januar überhaupt nicht auf, während sie vom 14. Mai bis zum 29. Juli immer über dem Horizont bleibt. Dass die Hellphase länger andauert als die Dunkelphase, liegt an der bedeutenden Höhe des Nordkaps über dem Meer.
Wir haben den Höhepunkt dieser Reise erreicht, legen aber in der Radioreise noch nach. Denn zurück in Mitteleuropa kommen wir sehr schnell ins Schwitzen. Also düsen wir zu einem kleinen Kältepol, dem Plateau der Zugspitze...
Sie finden bei uns viele weitere erfrischende Reisen nach Skandinavien und auf hohe Gipfel.
Folgen Sie uns zum Beispiel in die Region Trondheim:
Norwegen: Trondheim
Oder verbringen Sie einen eiskalten Tag im Iglu auf der Zugspitze:
REISELUST - Zugspitze
Die Zugspitze haben wir mehrfach erklommen:
Panoramareise von der Zugspitze bis zur highline 179
Kalt war es auch auf unserer Polarkreis-Reise:
REISELUST - Unterwegs am Polarkreis
Nicht gerade geschwitzt haben wir auch in den Rocky Mountains:
REISELUST - Rocky Mountains
Und auch am Gletscher von Kaprun wehte uns ein eisiger Wind um die Nase:
KAPRUN und ZELL AM SEE: Vom ewigen Eis auf dem Top of Salzburg
Viele weitere Gipfel- und Gletschertouren finden Sie bei uns in den Blogs und den Podcasts.
Norwegen bleibt weiter ein Ziel, von dem wir träumen. Und die Mitternachtssonne am Nordkap wollen wir auch noch einmal erleben. Auf ein Wiedersehen in arktischer Sphäre!