ERZGEBIRGISCHE HANDWERKSKUNST - UNTERWEGS RUND UM ANNABERG-BUCHHOLZ
In dieser Radioreise nimmt Sie Alexander Tauscher mit ins Erzgebirge. Rund um Annaberg-Buchholz besucht er Werkstätten und Ateliers, die die erzgebische Handwerkskunst pflegen. Doch zuvor führt uns Lothar Sachs durch die historische Bergstadt. Er stellt uns unter anderem die drei
Besucherbergwerke, die Manufaktur der Träume, die St. Annenkirche und
das Adam-Ries-Museum vor. Lothar spricht über die Entwicklung dieser Stadt im Verlauf der Jahrhunderte. Denn mit dem Silberbergbau war Annaberg eine sehr reiche Stadt und damals sogar nach Freiberg die zweitgrößte Stadt Sachsens. Unsere erste Station bei Handwerkern ist die historische Werkstatt von Konstantin Brückner. Unter dem Namen Lahl-Massefiguren hält er eine Kunst am Leben, die seinesgleichen sucht. Untrennbar mit dieser Region ist das Klöppeln verbunden. In der Klöppelschule „Barbara Uthmann“ hält Manuela Fischer dieses Handwerk am Leben. Die Schulleiterin spricht über Klöppelkurse und Klöppel-Urlaub. Was wäre das Erzgebirge ohne die Schnitzkunst? Ein Stockwerk unterhalb der Klöppelschule im Kulturzentrum Erzhammer
befindet sich die Schnitzschule „Paul Schneider“. Schulleiter Volker Krämer ist Schnitzer aus Leidenschaft und freut sich über Jung und Alt in seiner Werkstatt. Der großen Unternehmerin des Erzgebirges Barbara Uthmann ist auf dem Marktplatz von Annaberg-Buchholz ein Denkmal gewidmet. An die Verdienste dieser Frau für die Textilindustrie und vor allem die Arbeiter und Handwerker dieser Region erinnert uns Katrin Baumann. Sie leitet in Uthmanns Geburtsort Elterlein Förderverein, der das Barbara Uthmann Haus nach einer Renovierung zu neuem Leben verhelfen will. Viel Spaß auf dieser Handwerksreise durch den Freistaat Sachsen!
Die Kulisse dieser Radioreise ist das Erzgebirge, dass sich über Sachsen und Böhmen zieht. Knapp nördlich der Kammlinie verläuft die deutsch-tschechische Grenze. Die höchsten Erhebungen sind der Keilberg und der Fichtelberg. Wir bewegen uns im mittleren Teil rund Annaberg-Buchholz und erleben die Region im goldenen Oktober.
Wer vom Erzgebirge hört, denkt sicher schnell an gedrechselte Figuren, Schwibbögen und Weihnachtspyramiden.
Deswegen widmen wir unsere Sendung der Erzgebirgischen Handwerkskunst rund um die Annaberg-Buchholz. Bevor wir besondere Werkstätten besuchen, schauen wir uns diese historische Bergstadt an.
Seit der Gründung Mitte des 15. Jahrhunderts ist Annaberg-Buchholz vom Bergbau geprägt. Das Silber machte die Stadt reich. Das kann man heute noch heute hautnah erleben, wenn man in eines der drei Besucherbergwerke einfährt. Geschichte wird auch spürbar am Frohnauer Hammer, einem historischen Hammerwerk, das inzwischen als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt ist. Lothar Sachs ist unser Guide in dieser Stadt. Wir trafen uns in den Räumen der Touristinformation.
Neben Tonnen von Silber hat Annaberg-Buchholz auch bekannte Persönlichkeiten hervorgebracht. Der wohl größte Promi ist Adam Riese, der große Rechenmeister der Deutschen. Seine Rechenschule von damals ist heute ein Museum. Dort kann man auch ein Rechendiplom erwerben.
Im Zuge der industriellen Revolution, so erklärt es unser Guide, ntwickelten sich Annaberg und Buchholz Ende des 19. Jahrhunderts zu einem weltweiten Zentrum der Posamentenherstellung. Annaberger Firmen unterhielten Niederlassungen in zahlreichen Metropolen der Welt wie Paris, London und New York. Wie Annaberg zu seiner Schwester Bucholz fand, erfahren Sie ebenfalls in unserer Sendung.
Der ganze Stolz der Stadt ist die St. Annenkirche. Sie wurde an der Schwelle zwischen Spätgotik und Renaissance erbaut.
Mit 65 Metern Länge und 40 Metern Breite ist sie die größte reine Hallenkirche der Spätgotik in Sachsen.
In der Bergkirche St. Marien, am Annaberger Marktplatz erlebt man die Verbindung von religiösem Erbe und bergmännischer Tradition. Im Jahr 1502 von der Knappschaft und den Bergleuten des Annaberger Reviers in Auftrag gegeben, diente sie bis im Jahr 1863 ausschließlich der Andacht der Bergleute.
Sie war damit eine Kirche von Bergleuten für Bergleute. Heute beherbergt sie unter anderem die Bergmännische Krippe
Die Menschen im Erzgebirge haben Besonderes geleistet: Von hier stammt der Dollar oder der Name des Elements Kobaldt. Ohne Erzgebirgler würden wir heute wohl auch nicht rechnen können. Man kann also sagen: Das Erzgebirge war das „Silicon Valley“ der frühen Neuzeit.
Einmal im Jahr öffnen Manufakturen, Museen und Vereine ihre Türen zum „Tag des traditionellen Handwerks im Erzgebirge“. Vom Bergschmied bis zum Glasbläser, vom Drechsler bis zum Posamentierer kann man echte Werkstatt-Luft schnuppern.
Besucher erleben authentisches Traditionshandwerk in seiner gesamten Vielfalt. In vielen Orten des Erzgebirges öffnen sich an diesem Tag verborgene Türen. Die meisten Werkstätten stehen in Olbernhau, Annaberg-Buchholz, Grünhainichen und Schneeberg offen. In der Radioreise besuchen wir das historische Atelier von Konstantin Brückner.
Nach mehr als 150 Jahren kehrten die Pappmaché-Figuren von Friedrich Hermann Lahl zurück nach Annaberg.
Wenige Hundert Meter vom Ursprungsort
entfernt hält Konstantin Brückner hier historische Kunst am Leben.
Beim "Tag des traditionellen Handwerks" sind neben Holzkunst, den textilen Techniken wie Klöppeln, Sticken, Spinnen oder Weben weitere seltene Gewerke zu erleben. Das wäre zum Beispiel das Heuweben, das Papierschöpfen, die Zigarrenherstellung oder auch die handgemachte Fertigung von Senf, Essig und Sauerkraut. Wer wissen will, wie die Wolle von Schafen verarbeitet wird, kann auch das erleben.
Während die Ursprünge des erzgebirgischen Holzkunsthandwerks bis in das 17. Jahrhundert zurückreichen, lässt sich die Kunst des Klöppelns bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Sie begann nach dem Niedergang des Bergbaus.
In der Klöppelschule „Barbara Uthmann“ in Annaberg-Buchholz kann jeder – ob Schüler oder Urlauber – bei der Schul-Leiterin Manuela Fischer einen Kurs belegen. Sie befindet sich im Kulturzentrum Erzhammer direkt am Marktplatz.
Natürlich prägte zunächst der Bergbau lange Zeit das Erzgebirge und brachte dieser Region in Sachsen eine richtige Blütezeit. Doch als der Bergbau allmählich niederging, suchten viele Bergleute neue Arbeit und fanden die Holzverarbeitung zu. Dank des vielen Holzes, was es damals im Erzgebirge gab sowie dem Geschick der Bergleute ist die Holzkunst bis heute ein Markenzeichen geblieben. Anfangs wurden viele Gegenstände für den Alltag aus Holz gefertigt. Ab etwa Mitte des 18. Jahrhunderts wurde verstärkt Spielzeug und Weihnachtsschmuck gefertigt. So wurde der Holzspielzeugmacher ein Beruf, den es heute so nur noch hier im Erzgebirge gibt. Schnitzen blieb als zeitloses Handwerk im Erzgebirge verhaftet.
Ein Stockwerk unterhalb der Klöppelschule im Kulturzentrum Erzhammer befindet sich die Schnitzschule „Paul Schneider“. Sie existiert seit mehr als 100 Jahren. Das Konzept ähnelt dem der Klöppelschule, erklärt Schul-Leiter Volker Krämer im Radioreise-Gespräch.
Nebenbei zeigt uns Volker Krämer die handgefertigte "erotische Geige"...
Die unterirdischen Schätze wie Silber, Zinn, Kobalt, Eisen und Uran machten einst Sachsens Herrscher reich. Deren Erbe ist auch heute als Schatz erhalten und weltweit bekannt. So verlieh die UNESCO vor etlichen Jahren diesem Teil Sachsens den Welterbe-Titel „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“.
Wir machen uns auf den idyllischen Weg nach Elterlein.
Etwa 15 Kilometer westlich von Annaberg-Buchholz befindet sich die kleine Erzgebirgs-Stadt Elterlein. Auch sie lebte Jahrhunderte lang vom Silberbergbau und später vom Handwerk. Der großen Unternehmerin dieser Region, Barbara Uthmann, ist hier ein Haus gewidmet. Die Künstlerin und Architektin Katrin Baumann leitet ehrenamtlich den Förderverein des Hauses.
In diesem Haus soll ein soziokulturelles Zentrum entstehen, ein Haus des alten Handwerks, mit Mitmachwerkstätten entstehen.
Wir trafen Katrin Baumann auch als Organisatorin des Barbara Uthmann-Laufes. Dieser Staffel-Lauf war angenlehnt an die einstige DDR-Fernseh-Sendung "Mach mit, machs nach, machs besser." Deswegen auch diese Jungs aus Elterlein im sportlichen Outfit angetreten.
Wie in der einstigen Fernseh-Sendung traten verschiendste Gruppen, auch Familien, gegeneinenader an. Spaß stand im Mittelpunkt.
Halb Elterlein war an diesem Nachmittag auf den beiden Beinen, um die Teams anzufeuern.
Wir behalten die ausgelassene Stimmung an diesem Oktobertag in angenehmer Erinnerung.
Wie könnten wir das schöne Erzgebirge ohne Sauerbraten und Klöße verlassen...?
Erzgebirgische Handwerkskunst erleben Sie auch in unserer Radioreise aus Seiffen. Sie steht unter dem Titel „Weihnachtliches Erzgebirge“, auch wenn wir sie bei bestem Spätsommerwetter aufgezeichnet haben.
https://www.radioreise.de/2023/10/spielzeugdorf-seiffen-weihnachtliches.html
Eine andere Sendung widmet sich der Erlebnisheimat Erzgebirge und ist zwischen Augustusburg und Wolkenstein unterwegs. Dabei steigen wir bei Ehrenfriedersdorf tief in den Schacht ab.
https://www.radioreise.de/2023/06/erlebnis-erzgebirge-expeditionen-in-tiefe-schaechte-und-zu-warmen-quellen.html
Uunsere vierte Radioreise wandert rund um Neudorf im Erzgebirge und besteigt den höchsten Berg Sachsens, den Fichtelberg bei Oberwiesenthal.
https://www.radioreise.de/2018/05/erzgebirge-mit-schoner-mundart-durch.html
Auf ein Wiedersehen in diesem schönen Teil Sachsens!