ITALIA - AUSTRIA: VOM HOCHPUSTERTAL IN SÜDTIROL NACH LIENZ IN OSTTIROL
In dieser Radioreise nimmt Sie Alexander Tauscher mit auf eine Reise unter dem Motto "Italia-Austria“. Es geht auf eine Tour von Innichen im Hochpustertal in Südtirol nach Lienz in Osttirol. Wir beginnen in der Region Drei Zinnen und bewegen uns dann entlang der Dolomiten ostwärts. Unser Basiscamp der ersten Etappen befindet sich über der Marktgemeinde Innichen, die auf italienisch San Candido genannt wird. Der Leitlhof mit seinem eigenen Holzblock-Heizkraftwerk ist ein Vorreiter in der europäischen Hotelliere. Stephan Mühlmann, Chef im Vier-Sterne-Superior-Hotel, zeigt uns dieses Projekt und erklärt die Philosophie. Rezeptionistin Marion Burgmann beschreibt einige der anspruchsvolleren Bergtouren dieser Region und erklärt, welche Wanderungen vom Hotel aus angeboten werden. Sie erinnert zugleich an die wechselvolle Geschichte dieser Region. Denn im Ersten Weltkrieg standen sich hier ungarisch-österreichische und italienische Soldaten in blutigen Kämpfen gegenüber. Chefkoch Markus Auer zählt ein paar der typischen Gerichte des Pustertals auf und spricht über die Südtiroler Küche als Fusion von österreichischer und italienischer. Von Innichen aus führt uns der Weg über Silian von Italien nach Österreich, nach Lienz in Osttirol. Hannes Rohracher als Guide begleitet uns durch die Bezirkshauptstadt. Wir besuchen den Dichter und Grafiker Hans Salcher in seinem
Atelier sowie den Glücksschmied Rudl Duregger in seiner Alten Schmiede. Nicht nur in Osttirol, sondern weltweit, sind seine Arbeiten zu finden. Auf dem Samstagsmarkt treffen wir Hobby-Jäger Berno Mühlburger, der uns über seine verfeinerten Wildgerichte erzählt. Romana und Rudolf Schwarzer besuchen wir im Keller ihrer Schwarzer Brennerei. Am Ende der Tour sehen wir einen abgemagerten, möglicherweise sogar sexuell erregten Jesus. Über den Skandal einer Abbildung, die sogar zum Verbot von Gottesdiensten an diesem Ort führte, erfahren wir mehr in der Kriegergedächtniskapelle Albin Egger-Lienz. Schließlich sind wir dabei, wenn die Patriasdorfer Ratscher mit viel Lärm die Osterglocken nach Rom schicken. Viel Spaß auf dieser Radioreise von Süd- nach Osttirol!
Die Natur ist länderübergreifend einfach eindrucksvoll, wenn wir auf unserer Reise zwischen dem Hochpustertal, dem Alta Pusteria in Italien und Lienz in Osttirol, also in Österreich, unterwegs sind. Unsere Tour beginnt in der Dolomitenregion 3 Zinnen, so wird das Hochpustertal mit seinen Gemeinden Niederdorf, Innichen, Prags und Sexten genannt. Im Winter kann man Skifahren auf fünf verbundenen Bergen und insgesamt 115 Pistenkilometern.
Der weiße Dolomit und das grün der Wiesen und Wälder prägen die Landschaft. Die Drei Zinnen zählen zu den bekanntesten Gipfeln der Alpen und locken vor allem die Kletterer an.
Berge, wohin das Auge reicht und die Natur als ständiger Begleiter. Wir betrachten diese Gipfel entspannt vom Tal aus, schauen auf das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten mit dem markanten Bergmassiv der Haunold-Gruppe. Marion Burgmann vom Leitlhof stammt aus dieser Region und plaudert über den Urlaub im Hochpustertal.
Die majestätischen Gipfel und die Täler in den „3 Zinnen Dolomiten“ sind ideal zum Wandern. Urlauber können hier zwischen gemütlichen Talwanderungen oder Rundtouren um die Berge wählen. Marion erzählt auch, welche Hüttentouren vom Hotel aus angeboten werden.
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Bild: Mike Rabensteiner / Naturhotel Leitlhof |
Auf diesen Bergen standen sich italienische und österreichisch-ungarische Soldaten in grausamen Kämpfen gegenüber. Denn zu den blutigsten Schauplätzen des Ersten Weltkrieges zählen die Berge rund um den Valparola-Pass zwischen Alta Badia und Cortina d'Ampezzo. Hier breitet sich ein Freilichtmuseum auf einem Radius von rund fünf Kilometern aus – als größtes Mahnmal des Dolomitenkriegs.
Über der Altstadt von Innichen thront die Romanische Stiftskirche. Sie gilt als der bedeutendste romanische Sakralbau in den Ostalpen.
Die Kirche ist den Heiligen Candidus und Korbinian geweiht. Die Dorfbewohner nennen das monumentale Gebäude einfach „Dom“.
Über dem Ortskern von Innichen liegt der Leitlhof in günstiger Südlage.
Das Vier-Sterne-Superior-Hotel bietet den Blick auf das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten.
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Bild: Mike Rabensteiner / Naturhotel Leitlhof |
Das Hotel ist dank eines Hackschnitzel-Kraftwerkes energieautark und ist eines von nur wenigen klimapositiven Hotels weltweit.
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Bild: Mike Rabensteiner / Naturhotel Leitlhof |
Mehrfach wurde es mit dem World Travel Award in der Kategorie „Europe’s Leading Green Hotel" ausgzeichnet. Diese Idee wurde maßgeblich von Stephan Mühlmann vorangetrieben, der heute diesen 50-Mann-Betrieb leitet. Im Radioreise-Gespräch erklärt er, wie er während des Studiums seine Vision vorantrieb.
Am liebsten, so erzählt Stephan, ist er im Wald und im Holzkraftwerk. Das Schlagen des Holzes und die Arbeit in der Natur sei eine ideale sportliche Betätigung. Stephan ist ein Naturbursche, der sich gerne auch um die hauseigene Landwirtschaft kümmert.
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Bild: Mike Rabensteiner / Naturhotel Leitlhof |
Da er viele Stunden am Tag körperlich aktiv sei, sehe ihn das Fitness-Studio sehr selten, fügt der Südtiroler scherzhaft hinzu.
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Bild: Mike Rabensteiner / Naturhotel Leitlhof |
Stephans Credo: "Die Natur ist unser Luxus. Diesen Luxus wollen wir erhalten und schützen."
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Bild: Mike Rabensteiner / Naturhotel Leitlhof |
Wenn Markus Auer nach einer anstrengenden Wanderung im ersten Schnee in eine Almhütte einkehrt, denkt er sofort an eine herzhafte Gerstensuppe. Für den Küchenchef des Naturhotels Leitlhof gehört das traditionelle Gericht deshalb unbedingt auch auf die Speisekarte. Diese Suppe ist auch aus den Törggele-Weinstuben nicht wegzudenken. Im Pustertal wird sie mitunter mit einer Tirtl serviert, das sind Teigtaschen, die mit Spinat oder Sauerkraut gefüllt sind. Aus dem hoteleigenen Gemüsegarten erntet er frische Kräuter wie beispielsweise Bärlauch.
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Bild: Mike Rabensteiner / Naturhotel Leitlhof |
Der Stil des Küchenchefs ist eine Mischung aus Alpinem und Mediterranem.
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Bild: Mike Rabensteiner / Naturhotel Leitlhof |
Im Radioreise-Gespräch spricht Markus Auer, der seit 2019 Chefkoch im Leitlhof arbeitet, über seine Philosophie und die Küche der Region. Zuvor war Markus, wie in seiner Zunft üblich, auf kulinarischer Weltreise und dann hatte 15 Jahre in einem historischen Hotel in Innichen gearbeitet.
Die Kulisse ändert sich kaum, wenn wir auf dem Weg vom Hochpustertal nach Osttirol die Grenze überqueren – eine Grenze, die zum Glück nur noch symbolisch besteht.
Mit insgesamt 265 Dreitausendern und dem Großglockner, höchster Gipfel Österreichs, nennt sich Osttirol auch „das Bergtirol“. Die Osttiroler Nationalparkregion „Hohe Tauern“ bildet - gemeinsam mit Kärnten und Salzburg - das größte Schutzgebiet der Alpen.
Bei uns bleiben die Berge als Kulisse, aber wir konzentrieren uns auf die Stadt am Fuße der Lienzer Dolomiten. Die Kleinstadt wird flankiert von bewaldeten Bergrücken und bizarren Gipfelformationen der Lienzer Dolomiten.
Hannes Rohracher ist unser Guide am Radioreise-Mikrofon.
Schon den alten Römern hatte es im Lienzer Talboden wegen des mediterranen Klimas gefallen. Denn sie ließen sich im Jahr 50 nach Christ in Aguntum nieder, der einzigen Römerstadt auf Tiroler Boden. Dort, wo Drautal, Pustertal und Iseltal aufeinandertreffen, liegt die "Perle der Dolomiten“ - die Sonnenstadt Lienz.
In einem kleinen Hinterhof der Altstadt besuchen wir Hans Salcher in seinem Atelier. Der Maler, Grafiker und Cihter begrüßte uns mit einem seiner vielen Gedichte.
Hans Salcher ist Osttiroler. Die Berge sind seine Freunde und Inspiration. Seine Bilder sind klar, und reduziert auf das Wesentliche.
In seinem Atelier trafen wir den Krampus-Maskenschnitzer Balthasar Baumgartner. Eine seiner Masken stellt den Frontman der Rolling Stones. Balthasar hatte sich überzeugt, dass so viele Utensilien der Rockband gibt, zum, Beispiel Handtücher, Socken, Taschen und sogar Sitzmöbel . Eingefleischte Rolling-Stones-Fans können sich
Büsten von Mick Jagger, Ron Wood, Keith Richards und Charlie Watts auf
den Schreibtisch stellen, die Gedenkmünze kaufen oder die vier Idole als
Legofiguren ihren Enkelkindern schenken. Doch eine selbstgeschnitzte Maske für den Tiroler Brauch gibt es nicht, stellte der Stones-Fan fest. Das 60-jährige Bühnenjubiläum der Rock-Band nahm der Künstler zum Anlass, die vier Musiker als echte Osttiroler Krampusse darzustellen.
Die Bitterstoffe in den selbstgemachten Limonaden seien gesund, so Berno. Gesund sind auch die Brände aus der Familienbrennerei Schwarzer, betonen Rudolf und Romana Schwarzer. Bereits in der vierten Generation brennen sie die begehrten Obstschnäpse. Inzwischen stellen sie auch eigenen
Rum her. Die Familie Schwarzer hatte die Brennerei in der Lienzer Altstadt
von Ferdinand Probst übernommen, einem der bekanntesten Schnapsbrenner
des 19. Jahrhunderts.
Die Brennerei war seit 1908 auch K. & K. Hoflieferant, belieferte also das Kaiserhaus in Wien und gewann über 70 internationale Auszeichnungen. Die Spezialiätt ist „Der Bitter“, der heute noch nach Originalrezepten hergestellt wird.
Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, heißt es ja.
Wir treffen in der Radioreise einen Mann, den man in Lienz den Glücksschmied nennt – Rudl Duregger. Er gehört in der Messinggasse in Lienz zum Stadtbild. Der Stadtteil ist historisch vom Kunsthandwerk geprägt, und hat sich dieses Ambiente bis heute bewahrt.
Seit einem halben Jahrhundert betreibt Rudl die Kunstschmiede in der Messinggasse, seine Frau das dazugehörige Geschäft „Alte Schmiede“ nebenan.
Luster, Treppengeländer, Fenstergitter oder Grabkreuze sowie Krampus-Glocken für die traditionellen Umzüge in Osttirol werden in der Schmiede von Hand angefertigt.
In der Schmiede fanden schon Kunstausstellungen und gesellige Treffen statt.
Rudl ist seit mehr als 60 Jahren Mitglied des Schützenbunds in seinem Heimatdorf Ainet, 30 Jahre davon als Schützenhauptmann. Er ist auch beim Sängerbund. Radioreise-Hörer bekommen exclusiv eine Gesangseinlage eines alten Schmiede-Liedes.
Zum Abschied sagt uns Rudl, er werde solange weiter schmieden, solang es ihm Freude macht. Wir wünschen noch viele Jahre voller Freude.
In der Schluss-Etappe der Radioreise hat unser Guide Hannes Rohracher den Schlüssel für eine besondere Kapelle mit dem Abbild eines ziemlich ungewöhnlichen Jesus.
Warum manche behaupten, bei Jesus sei eine Errektion zu sehen und was dieser Figur noch vorgeworfen wurde, erfahren Sie in der Radioreise.
In der Lienzer Kriegergedächtniskapelle befinden sich die einzigen Fresken, die Egger–Lienz jemals gemalt hatte.
Begleitend zu Bau und Feierlichkeiten entwickelte sich jedoch eine handfeste Kontroverse zwischen Egger-Lienz und dem Dekan von Lienz, Gottfried Stemberger, über die Darstellung des Jesus in der Gedächtniskapelle.
Die andächtige Stille dieses Ortes unterbrechen kurz die Patriasdorfer Ratscher.
Hintergrund dieses Brauches ist die Überlieferung, wonach von Gründonnerstag den gesamten Karfreitag und Karsamstag die Glocken schweigen, da sie alle zur Beichte oder zum Reisbreiessen „nach Rom geflogen“ seien.
In der Radioreise hören wir den Lärm der Ratscher und zwei der Kinder erzählen uns von diesem Brauchtum.
Gerne verlängern wir hier in Osttirol den Urlaub. In der Radioreise „Landurlaub“ besuchen wir Gastgeber auf Bauernhöfen rund um Lienz.
https://www.radioreise.de/2020/10/landurlaub-zu-besuch-bei-bauern-in-tirol-und-osttirol.html
Für Innichen haben wir als Urlaubsverlängerung unsere Sendung aus Bad Moos im Pustertal.
https://www.radioreise.de/2018/04/val-pusteria-geschichten-aus-dem.html
Auf ein Wiedersehen in diesem Teil der Dolomiten!